Erfahrungsbericht: Lycée et Collège Les Augustins in Pontarlier – Frankreich

Die Schule

Vom 28.02.2022 bis zum 24.06.2022 habe ich ein Praktikum an der weiterführenden Schule
Lycée et Collège Les Augustins in Pontarlier in der Region Bourgogne-Franche-Comté im
Rahmen des Erasmus+ Mix It Programms absolviert. Les Augustins ist eine katholische
Privatschule von der sechsten bis zur zwölften Klasse, beschäftigt 145 Mitarbeiter* und im
Schuljahr 2021/22 besuchten 581 Schüler das Collège, 366 das Lycée.
In Frankreich folgt auf die Grundschule zunächst das Collège als weiterführende
Gesamtschule, welches die Klassen sechs bis neun beinhaltet. Danach folgt die Oberstufe
von Jahr zehn bis zwölf auf einem Lycée. Hier gibt es verschiedene Arten, welche mit den
Berufsschulen und den allgemeinen Gymnasien und Gesamtschulen in Deutschland
verglichen werden können. Die katholischen Privatschulen in Pontarlier bilden einen
zusammenhängenden Komplex, welcher von derselben Direktion geleitet wird und somit die
Schulen miteinander vernetzt. Es gehören eine Grundschule, Saint Joseph, eine Berufsschule,
Saint Bénigne und der Komplex Les Augustins, bestehend aus einem Collège und einem
allgemeinem Lycée dazu. Les Augustins befinden sich am selben Ort und teilen sich ein
Kollegium, die anderen beiden Schulen haben eigene Standpunkte in der Stadt und ein
separates Kollegium. Vernetzt sind die verschiedenen Schulen einerseits durch die
gemeinsame Direktion, anderseits durch das Internat, welche Schüler der beiden Lycées,
beherbergt. Die Schulen haben auch überregional einen guten Ruf und einige Schüler
kommen aus der Schweiz oder entfernten Städten, um das jeweilige Lycée zu besuchen und
können nicht jeden Tag anreisen.

Meine Aufgaben innerhalb der Schule

Ich begleitete die beiden Deutschkolleginnen in ihrem Unterricht in den Klassen
sieben bis zwölf. Anfangs habe ich diesen beobachtet, um ihre Lehrmethoden
kennenzulernen und mich mit dem Fach und den Schülern vertraut zu machen. Daraufhin
habe ich selbst kleine Gruppen von ungefähr 10 Schülern für jeweils 20 Minuten
unterrichtet. Hierfür hatte ich einen eigenen Klassenraum und die Schüler verließen ihren
Deutschunterricht und kamen in meinen Unterricht. Das Ziel dieses Unterrichts in
Kleingruppen war es, individueller auf die einzelnen Schüler eingehen zu können und sie so
gezielter zu unterstützen und zu fördern. Wir haben allerdings keine Separierung nach
Kompetenzen im Fach Deutsch unternommen, sondern jeder Schüler kam einmal die Woche
zu mir in den Unterricht. Ein weiteres Ziel meinerseits war es, die mündliche Kommunikation
durch Austausch über alltägliche und lebensrealitätsnahe Themen zu fördern. So haben die
Schüler gelernt und geübt, sich am Flughafen, im Restaurant, im Hotel und in einer fremden
Stadt zurechtzufinden. Dies habe ich stets spielerisch gestaltet und die Einheiten als
aufeinander aufbauende Reiseelemente gestaltet. Mithilfe von Medien, wie PowerPoint und
Kahoot habe ich meine Inhalte visualisiert und umgesetzt. Jede Stunde haben sich alle
Schüler beteiligt und das gelernte Vokabular, sowie die gelernten Sätze mithilfe von eigenen
Dialogen angewandt und verinnerlicht. Dadurch, dass sie mich mit meinem Vornamen
ansprachen und wussten, dass ich sie nicht benote, entstand eine lockere Atmosphäre im
Unterricht und auch die sonst schüchternen und stillen Schüler haben sich getraut,
mitzumachen. Ganz zu Anfang habe ich ihnen erklärt, dass ich da bin, um ihnen zu helfen
weniger Angst vor dem Sprechen und vor allem vor möglichen Fehlern zu haben. Durch
meine persönlichen Erfahrungen mit dem Erlernen der französischen Sprache und den
Schwierigkeiten, welche ich dabei hatte, konnte ich sehr gut nachvollziehen, wie sie sich
fühlen. Ich habe ihnen meine eigenen Erfahrungen geschildert und habe das Gefühl, dass sie
sich dadurch mehr trauten, mitzumachen. Zusätzlich zu den Themen der Reise, habe ich
wichtige Unterrichtsthemen wiederholt, welche den Schülern oft Probleme bereiten.

So haben wir die Zahlen und Daten mithilfe von Spielen wie Bingo wiederholt, Preise verglichen,
Monate, Tage und Farben mit Quizfragen gelernt. Je nach Klassenstufe, Alter, Interessen und
sprachlichem Niveau habe ich meine Unterrichtseinheiten angepasst, um individuell auf die
Zielgruppe einzugehen und sie weder zu über- noch zu unterfordern. Im Collège habe ich vor
allem schon Gesehenes, wie die Zahlen und Monate mithilfe von Quizfragen und Spielen
wiederholt und somit gefestigt. Dies sind Themen, die auch noch in der Oberstufe Probleme
bereiten und dem wollte ich durch die Wiederholung vorbeugen. Mit den
Oberstufenschülern habe ich die fiktive Reise durch Deutschland, mit verschiedenen
Stationen am Flughafen, im Restaurant und Hotel durchgeführt und ebenfalls die Zahlen
wiederholt, um ihnen hier mehr Sicherheit zu geben.
Ein wichtiges Thema, welches ich in allen Klassenstufen behandelt habe, war die Aussprache.
Viele meiner Schüler hatten oft Angst, laut etwas zu sagen, da sie sich über die Aussprache
nicht sicher waren. Daher habe ich verschiedene, wiederkommende Fehler und
Schwierigkeiten notiert und diese gezielt mit Erklärungen und Übungen trainiert. In meinen
folgenden Unterrichtseinheiten konnte ich merklich mehr Sicherheit bei der Aussprache
meiner Schüler feststellen, was mich sehr gefreut hat.
Zusätzlich zu meiner Arbeit an Les Augustins habe ich auch Unterricht in einem anderen
Collège Sainte Jeanne-Antide im Ort Labergement-Sainte-Marie gegeben. Hier unterrichtete
ich einmal die Woche die Klassen sieben bis neun. Durch den Ortswechsel konnte ich
Einblicke in eine zweite Schule, ihr Kollegium und ihre Arbeitsweisen gewinnen, was mir sehr
gut gefallen hat.

Ganz am Ende meines Aufenthaltes habe ich im Klassenverband zwei Einheiten über die
deutsche Kultur gestaltet. Ich habe ihnen meine Region mithilfe von Bildern vorgestellt und
wir haben zusammen deutsche Musik gehört. In der zweiten Einheit haben wir gemeinsam
an Klischees über das jeweils andere Land gearbeitet. Ich hatte im Vorfeld eine Umfrage in
meinem deutschen Umfeld zu Klischees über die Franzosen gemacht und die Schüler sollten
ihre Vorurteile gegenüber der Deutschen aufschreiben. Nach der gegenseitigen Vorstellung
der Ergebnisse hatten wir Zeit, diese gemeinsam zu diskutieren. Dieser Austausch war für
mich sehr bereichernd und ich hatte das Gefühl, dass er auch den Schülern sehr gut gefiel.
Sie stellten mir viele Fragen über Deutschland und die deutsche Kultur. Mir haben die vier
Monate im Kontakt und Austausch mit der französischen Kultur und den Menschen sehr viel
beigebracht und ich hoffe, dass es den Schülern und auch meinen Kollegen andersherum
genauso geht.
Außerhalb meines Unterrichts habe ich auch eine Kollegin in ihrem Englischunterricht
unterstützt, indem ich eine Hälfte der Klasse übernommen und mit ihnen Übungen gemacht
habe. Außerdem habe ich sie in ihren Klassenlehrerunterricht begleitet und dabei geholfen
einen Schüleraustausch vorzubereiten.

* Aus Gründen der Lesbarkeit wird in diesem Bericht das generische Maskulin verwendet. Weibliche und
andere Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es essenziell für die Aussage
ist.

Photo: Pass Horizon