Büchereien in Finnland

Lesen ist das Lieblingshobby der Finnen. Sie gehören nicht nur zu den Spitzenreitern der Welt in Lesefertigkeit, in der Anzahl der jährlichen Neuveröffentlichungen sowie in der Zahl der publizierten Zeitungen, sondern auch zu den fleißigsten Bibliotheksbesuchern. Es gibt 817 öffentliche Büchereien in Finnland, 134 davon sind mobil und fahren über 10.000 Haltestellen an. Sie sind kostenlos und werden von den Kommunen mit staatlicher Hilfe finanziert. Ihre Aufgaben wurden bereits in den 1920ern durch Gesetz geregelt. In der jungen Republik hat man kommunale Büchereien als Voraussetzung für die Erhaltung der eigenen Sprache und Kultur betrachtet, und selbst in den wirtschaftlich schwierigsten Jahren hat man auf die Gebührenfreiheit der Büchereien nicht verzichten wollen.

Das Büchereigesetz garantiert der gesamten Bevölkerung gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Kultur und Information. Dass Informationen und Wissen allen zur Verfügung stehen müssen, bildet einen der Grundsteine des nordischen Wohlfahrtsstaatsmodells. Die Büchereien haben die Aufgabe, Materialien, Informationen und Kulturinhalte zu bieten, eine vielseitige und ständig aktuelle Sammlung aufrechtzuerhalten sowie Räumlichkeiten für das Lernen, für Hobbys und Arbeiten anzubieten.

https://fi.wikipedia.org/wiki/Tiedosto:Oodi_double-helix_staircase.jpg CC-By-TuukkaH

Das alles bietet auch Oodi, die neue Zentrumsbibliothek der Stadt Helsinki, die sich Finnland zur Feier der 100-jährigen Unabhängigkeit geschenkt hat. Sie steht auf dem zentralen Platz zwischen Bahnhof, Parlamentsgebäude, Musikhaus und Finlandia-Haus. Neben Büchern und sonstigen gedruckten Materialien kann man sich Hörbücher, Filme, Musik, Noten, Computer- und Konsolenspiele, Karten, Brettspiele aber auch Werkzeug oder eine Nähmaschine ausleihen bzw. diese vor Ort alleine oder mit Freunden benutzen.

Oodi wurde am 05.12.2018 eröffnet. In den ersten Wochen war die Bibliothek so beliebt, dass man bei Wind und Wetter Schlange stehen musste, um hereinzukommen. In den ersten acht Monaten gab es bereits weit über 2 Millionen Besucher. Ende August 2019 wurde Oodi bei der internationalen Fachkonferenz des Dachverbands des Bibliothekswesens in Athen zur besten neuen öffentlichen Bibliothek gewählt.

Quellen:
https://www.stat.fi/tup/suomi90/huhtikuu.html
https://fi.wikipedia.org/wiki/Kirjasto
http://www.lukukeskus.fi/
https://finland.fi/de/leben-amp-gesellschaft/finnland-liestsich- gut/
https://www.sanomalehdet.fi/sanomalehtitieto
http://tilastot.kirjastot.fi
https://yle.fi/uutiset/3-10940050

Quelle des Titelbildes:
https://fi.wikipedia.org/wiki/Tiedosto:Oodi_July_2019_2.jpg, CC-By-Vadelmavene





Suomi 100

Finnland feiert am 6. Dezember 2017 seine hundertjährige Unabhängigkeit. Das Kolosseum in Rom, die Niagarafälle, das Wiener Riesenrad, Cristo Redentor in Rio de Janeiro und viele andere Sehenswürdigkeiten überall auf der Welt werden blau-weiß beleuchtet. Artek, Arabia, Marimekko, Fiskars, Fazer und andere finnische Marken verkaufen massenweise ihre meistens blau-weißen Suomi-100-Produkte. Zahlreiche Facebook-Profilbilder bekommen einen Suomi-100-Rahmen. Als Höhepunkt des Jubiläumsjahres mit über 5000 Suomi-100-Projekten sitzen die Finnen zu Hause vor dem Fernseher und schauen sich die Prominenz bei dem Empfang des Staatspräsidenten an. Über das schönste Abendkleid wird mit Hilfe einer mobilen App abgestimmt.

Was passierte eigentlich vor hundert Jahren?

In Europa herrschen Krieg, Hungersnot und Krankheiten. In Amerika arbeitet Donald Trumps Großvater als Barbier auf Manhattan, nachdem er mit Bordellen in Klondyke reich geworden ist. Finnland ist ein autonomes Großfürstentum, das seinen Großfürsten, den russischen Zaren durch die Februarrevolution verloren hat.

Die politische Situation in Finnland ist chaotisch und die Nation weitgehend zweigeteilt: die Bürgerlichen, die für ein unabhängiges Finnland sind, und die Sozialdemokraten, die von Lenin als Staatsoberhaupt des sozialistischen Finnlands träumen. Russische Befestigungsarbeiten sind eingestellt worden und ein Schiff, das lebenswichtiges Importgetreide bringen sollte, ist ausgefallen – Armut und Hunger erhitzen die Gemüter. Am 4. Dezember legt der bürgerliche Senat dem Parlament eine Unabhängigkeitserklärung vor. Zwei Tage später, am 6. Dezember verabschiedet das Parlament sie mit 100 zu 88 Stimmen und bevollmächtigt den Senat, die Anerkennung der Unabhängigkeit anzustreben. Am nächsten Tag berichtet Helsingin Sanomat in gerade mal zwei Spalten auf der Seite 4 über den Ablauf und das Ergebnis der Abstimmung. Keine große Sache. Am Silvesterabend erkennt das bolschewistische Russland die Unabhängigkeit Finnlands an. Bereits 1918 wird der 6. Dezember in kleineren Kreisen als Unabhängigkeitstag gefeiert.

In diesem Sinne: Hyvää itsenäisyyspäivää, satavuotias Suomi! 

Quellen
Ilkka Malmberg: 1917 – samaan aikaan toisaalla.
Helsingin Sanomat vom 7.12.1917

Bildquellen
Titelbild: Suomi100/Suvi-Tuuli Kankaanpää. Suomen lippu saarella. http://kuvapankki.valtioneuvosto.fi/suomi100
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