Finnougristik – ein untypisches Praktikum

Liv Kallender, Schülerin am Gymnasium an der Stadtmauer Bad Kreuznach, war im März 2023 während der Semesterferien für ein zweiwöchiges Schnupperpraktikum an unserem Seminar. In ihrem Bericht schreibt sie über ihre Erfahrungen als Praktikantin.

Ich wurde vor meinem Praktikum tatsächlich öfter auf dieses angesprochen und gefragt, was ich dort an der Göttinger Universität machen würde und was Finnougristik überhaupt sei. Tatsächlich wusste ich dies im Voraus selber nicht so genau, die Wahl meines Praktikums fiel eher spontan aus und die Thematik des Seminars kannte ich selbst, um ehrlich zu sein, auch nicht. Doch die „Stellenanzeige“ für ein Schüler*innenpraktikum am Finnisch-Ugrischen Seminar weckte mein Interesse und nachdem ich mich erkundigt hatte, entschied ich mich, dort mein Berufspraktikum zu absolvieren. Denn die Finnougristik und die genannten Tätigkeitsfelder während des Praktikums nannten Aspekte, die mich sehr interessierten.

Tätigkeitsbereiche

Genau diese Aspekte – das Verfassen von Blogbeiträgen, Erforschung fremder Kulturen, Sprachen und Literaturen und das Arbeiten an Universitäten – wurden dann auch während meines Praktikums aufgegriffen. Schon von Beginn an, ab meiner Einführung in das Seminar und meiner ersten Aufgabe, dem Verfassen eines Blogbeitrags zu Minna Canth, bereitete mir die Arbeit am Seminar viel Spaß. Ich widmete mich anfangs dem Studierendenblog und verfasste nach dem Beitrag zu Minna Canth zwei Beiträge zu Sándor Petőfi, einem ungarischen Dichter. Auch die dazugehörigen Recherchen sind höchst interessant für mich gewesen. Ab der Mitte der ersten Woche beschäftigte ich mich mit der Thematik des Seminars und dessen Vorbereitungen des Unterrichts und legte dabei ein besonderes Augenmerk auf das Volk der Udmurten. Die kommenden Tage vervollständigte ich meine Notizen zu diesem Thema, legte passende PowerPoint-Folien an und arbeitete nebenbei an einem Blogbeitrag zur Parlamentswahl in Finnland. In den letzten Tagen meines Praktikums widmete ich mich meinem selbst ausgesuchten Themenfeld, den Frauenrechten in Ungarn. Hierzu recherchierte ich und verfasste zu den Rechten der Frau und zu Homosexualität in Ungarn drei Blogbeiträge, die nach meinem Praktikum publiziert wurden. Allgemein kann ich sagen, dass meine Tätigkeiten sehr interessant waren und mir viel Spaß bereitet haben. Auch diese jetzt im Nachhinein anhand von öffentlichen Beiträgen zu sehen, ist eine super schöne Erfahrung und Erinnerung an diese.

Erwartungen

Meine Erwartungen, die eigentlich nur daraus bestanden, die Zeit zu genießen, die Thematik besser kennenzulernen und Spaß bei den bevorstehenden Arbeiten zu haben, wurden übertroffen. Außerdem lernte ich während meiner Zeit am Seminar wichtige Sachen, die mir in Zukunft, vor allem im Schul- und Berufsleben, weiterhelfen werden, das wissenschaftliche Arbeiten ist hierbei mein wichtigster Aspekt.

Wie man bereits merkt, war das Praktikum eine sinnvolle Erfahrung für mich, die in positiver Erinnerung bleiben wird, auch auf meinen Berufs- beziehungsweise Studiumswunsch gesehen. Den Praktikumsplatz kann ich nur jeder Person mit ähnlichen Interessen weiterempfehlen, aber auch Schüler*innen, die mal an eine Universität wollen oder auch einfach mal etwas Neues kennenlernen möchten. Hierbei möchte ich vor allem die Mitarbeiterinnen des Seminars herausheben, die nicht nur sehr sympathisch sind, sondern auch immer ein offenes Ohr für Fragen hatten und somit immer Hilfe geleistet haben. Es war sehr schön, mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Zusammengefasst bin ich sehr dankbar für meine positiven Erfahrungen, die Menschen, die mich am Seminar während der Zeit begleitet haben und auch für alles, was ich dazugelernt habe.

Text: Liv Kallender, Gymnasium an der Stadtmauer Bad Kreuznach

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Titelbild: Brooke Cagle auf Unsplash

Homosexualität und Transsexualität in Ungarn

2021 wurde die Position der ungarischen Regierung gegenüber Homosexualität durch die Fußball-EM im Land und die damaligen Debatten um beispielsweise die One-love-Binde zum ersten Mal auch in Deutschland stark diskutiert. Dank der großen Reichweite des Fußballsports und den dazugehörigen Turnieren erreichten die Debatten um die Auslebung und den rechtlichen Rahmen der Homosexualität in Ungarn eine große Bevölkerungsmenge.

Obwohl die EM und somit auch die Diskussionen über Verbote von gewissen bunten Flaggen vorüber ging, blieb die Kritik an Ungarns Umgang mit Homosexualität und Akzeptanz gegenüber Menschen, deren Sexualität oder Identität von der “Norm” abweichen. Durch weitere gesetzliche Einschränkungen in den letzten Jahren wurde die Kritik immer lauter und die Debatten zahlreicher.

In den vergangenen Jahren lässt sich bei der ungarischen Regierung eine klare Geschlechterideologie, die ein binäres Verständnis enthält, erkennen. Das Geschlechterkonzept richtet sich gegen die LGBTQ*-Rechte und somit auch gegen die Menschenrechte allgemein, denn diese gelten für alle Menschen unabhängig von Sexualität, Identität etc. Die Menschenrechte garantiert auch das ungarische Grundgesetz.

Im Jahr 2018 wurde in Ungarn der von der ELTE und der CEU angebotene Masterstudiengang Gender-Studies/Geschlechterforschung verboten und aus dem Studienangebot gestrichen, trotz guter Einschreibquoten und internationaler Reputation. Der Studiengang untersucht Geschlechterverhältnisse, baut Kompetenzen für diesen Fachbereich auf und fördert Diversität, die der Weltanschauung der Regierung nicht entspricht.

Die Argumente für die Streichung des Studienfachs sind schwach. Die Steuerzahler würden so entlastet werden – obwohl die CEU eine Privatuniversität ist/war – und es gäbe keine Verwendung von Absolvierenden auf dem Arbeitsmarkt. Die Regierung argumentierte außerdem, dass der Studiengang nicht den christlichen Werten entsprechen würde, obwohl er in anderen Ländern Europas auch von kirchlichen Hochschulen angeboten wird. Der Verbot des Faches ist ein klarer Verstoß gegen die Bildungsfreiheit und beispielloser Angriff auf die Demokratie und Wissenschaftsfreiheit.
Die Abschaffung der Geschlechterforschung löste eine hitzige Debatte in Ungarn aus, das Wort Gender wurde ein “Unwort”.

Vor fast drei Jahren erregte ein neues Gesetz erneut Aufruhr. Im Mai 2020 stimmte das ungarische Parlament für ein Gesetz, dessen § 33 das Geburtsgeschlecht im Geburtsregister und in allen anderen amtlichen Dokumenten – Personalausweisen, Führerscheinen etc. – unveränderbar macht. Zuvor war es für trans- und intersexuelle Menschen möglich, ihr Geschlecht oder ihren Namen in ihren offiziellen Dokumenten ändern zu lassen. In diesem Paragraph wurde ein Verbot der Änderung des Geburtsgeschlechts auch für die Personen ausgesprochen, die bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes eine Änderung des Geschlechts und des Namens beantragt hatten. Dies verletzt die Rechte von trans- und intersexuellen Personen und allgemein folgt daraus die Verletzung des Menschenrechts auf Privatsphäre der Betroffenen. Die Menschenwürde wird hierbei nicht geschützt, die Betroffenen werden Diskriminierung ausgesetzt.

Im Frühjahr 2021 entschied das Verfassungsgericht, dass ein rückwirkendes Verbot der rechtlichen Anerkennung des Geschlechts von Transgender-Personen gegen das Grundgesetz verstößt. Noch im selben Jahr stellte das Verfassungsgericht fest, dass seine frühere Entscheidung für alle Fälle gilt, die vor dem Inkrafttreten von Artikel 33 eingeleitet wurden. Wer also vor Mai 2020 eine Geschlechts- und Namensänderung in seinen amtlichen Dokumentem beantragt hatte, hat das Recht, seinen Fall von den Behörden bearbeiten zu lassen, denn jeder Mensch hat ein Recht auf einen eigenen Namen, der seine Identität zum Ausdruck bringt – dies hatte das Verfassungsgericht bereits im Jahr 2018 erklärt.

Entgegen ihrer rechtlichen Anerkennung ist die Durchführung von geschlechtsbestätigenden Eingriffen nicht verboten, obwohl sie in der Praxis seit der Verabschiedung von Artikel 33 sehr viel schwieriger geworden ist. In den geltenden Rechtsvorschriften ist nicht geregelt, wer und unter welchen Bedingungen geschlechtsangleichende medizinische Eingriffe vornehmen lassen kann.

“Schutz der Kinder”

2021 sorgte die Frage der Aufklärung von Kindern zum Thema Homosexualität und Transsexualität für einen landesweiten Skandal. Mehrere Gesetze wurden novelliert. Das Anti-Pädophilie-Gesetz setzt die Frage der Geschlechtsidentität mit Pädophilie gleich. Auch das Mediengesetz und das Werbegesetz wurden novelliert. Der Grundgedanke der Novellierungen ist, dass die Darstellung der von dem Geburtsgeschlecht abweichenden Selbstidentität, der Änderung des Geschlechts und der Homosexualität geeignet ist, die körperliche, geistige oder sittliche Entwicklung von Minderjährigen zu beeinträchtigen. Inhalte, in denen Homosexualität und sexuelle Minderheiten dargestellt werden, dürfen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht gezeigt werden. Dementsprechend dürfen sie im Fernsehen erst nach 22.00 Uhr und im Radio nach 23.00 Uhr ausgestrahlt werden. Fernsehwerbung und auch andere Programme müssen in die im Mediengesetz festgelegten Alterskategorien eingeteilt werden. Entsprechend dieser Einteilung muss während der gesamten Werbung ein deutlich sichtbares Piktogramm in einer Ecke des Bildschirms eingeblendet werden. In Anzeigen von öffentlichem Interesse und sozialer Werbung dürfen sexuelle Minderheiten gar nicht dargestellt werden.

Das gilt nicht nur für Szenen, die offenkundige Sexualität enthalten, sondern für alle Inhalte, die Homosexualität darstellen. Der Gesetzgeber misst also mit zweierlei Maß zwischen der Darstellung von heterosexuellen und homosexuellen Inhalten.

Zum Schluss stellt sich die Frage, welche Rechte Homosexuelle in Ungarn haben. Im Grundgesetz ist festgelegt, dass die Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann. Homosexuelle Paare dürfen seit Dezember 2020 keine Kinder adoptieren, Frauen, die in eingetragenen Partnerschaften leben, können keine künstliche Befruchtung in Anspruch nehmen. Schwule und bisexuelle Männer dürfen seit dem 1. Januar 2020 Blut spenden. Gleichgeschlechtliche Eltern haben ein Recht auf Elterngeld.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_in_Ungarn#:~:text=Ungarn%20gilt%20beim%20Thema%20Homosexualit%C3%A4t,mit%20homosexuellen%20Inhalten%20sind%20verboten
https://www.amnesty.org/en/documents/eur27/2085/2020/en/
https://hatter.hu/tevekenysegunk/jogsegelyszolgalat/jogi-gyorstalpalo/gyermekvallalas https://hatter.hu/tevekenysegunk/jogsegelyszolgalat/jogi-gyorstalpalo/nemvaltas-tranzicio
https://hatter.hu/tevekenysegunk/jogsegelyszolgalat/jogi-gyorstalpalo/partnerkapcsolat https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/ostblogger/verbot-ungarn-gender-studies-100.html
https://net.jogtar.hu/jogszabaly?docid=a1100425.at
https://net.jogtar.hu/jogszabaly?docid=A2100079.TV&timeshift=20220201&txtreferer=00000003.txt
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/ungarn-schafft-das-fach-gender-studies-ab-a-1233500.html https://mkogy.jogtar.hu/jogszabaly?docid=A2100079.TV
https://www.szalailegal.hu/a-reklamok-kotelezo-korhatarbesorolasa-es-a-reklamkorlatozasok-modosulasa/

Titelbild: Anastasiia Chepinska auf Unsplash
Bild “Love is love”: Chris Briggs auf Unsplash


Text: Liv Kallender, Praktikantin, Gymnasium an der Stadtmauer Bad Kreuznach
Ergänzungen: JMolnár

Aktuelle Lage der Frauen in Ungarn

Auch im 21. Jahrhundert werden regelmäßig die weltweiten Rechte der Frau und Verstöße gegen diese diskutiert und auf sie aufmerksam gemacht. Ungarn stand in den letzten Jahren ebenfalls vermehrt auf Grund von sowohl offizieller Diskriminierung z. B. in Form von Gesetzen, als auch wegen inoffizieller Benachteiligungen von Frauen z. B. am Arbeitsplatz in Kritik. Doch sollte Ungarn als Mitglied der EU die rechtlichen Maßnahmen für die Gleichstellung nicht genauso umsetzen wie die anderen Staaten auch?

In Ungarn gelten laut dem Grundgesetz aus formaler Sicht die gleichen Rechte für Männer und Frauen. Doch wie bereits im letzten Blogbeitrag (LINK) erwähnt wurde, macht das Land seit Orbáns Politik mit seiner Fidesz-Regierung auf Grund von konservativen Wertevorherstellungen sogar Schritte, die im Bezug auf die Entwicklung der Frauenrechte als Rückschritte gehandelt werden können.

Durch verschiedene Eingriffe in Gesetze oder Kritik an vorhandener Gleichberechtigung der Frauen sowie interne Berichte von Betroffenen erweckte Ungarn die Aufmerksamkeit einiger Organisationen und auch die der gesamten Bevölkerung. In den letzten Jahren ließen sich an diversen Beispielen die Unterdrückung und die Einschränkungen der Frauen in Ungarn erkennen.

Im Bezug auf höhere Bildung sind in Ungarn die Frauen stärker als die Männer vertreten, der Anteil der Frauen an Hochschulen liegt bei ca. 54,55%. Somit sind Frauen in diesem Bereich etwas besser gebildet als Männer.

Doch genau diese “Überlegenheit” der Frauen im Bereich der Bildung oder auch Pink Education, wie sie genannt wurde (allein der Name vertritt ein sexistisches Klischee), wurde von dem ungarischen Rechnungshof im vergangenen Jahr scharf kritisiert. Denn aus dieser Situation könnten sich demografische Probleme bilden, gebildete Frauen hätten es schwerer, gleichgebildete Partner zu finden und wären kritischer bei der Partnerwahl, daraus resultiere eine erschwerte Gründung der Familien und dies würde die Geburtenrate gefährden, die bekanntlich ein wichtiger Kernbestandteil der Fidesz-Politik ist.

Der Rechnungshof befürchtet außerdem eine Benachteiligung der Männer im Bildungsbereich, die Frauen behinderten die Männer oder besser gesagt ihre Bildung. Als weitere Konsequenz könnten Männer psychische Probleme bekommen, natürlich auf Grund ihrer Benachteiligung.

Im Karriereverlauf haben Frauen allerdings schlechtere Chancen auf gute Positionen und sind somit wieder benachteiligt, dies wirft natürlich Fragen auf, wenn man die statistisch bessere Bildung der Frauen betrachtet. In Ungarn werden deutlich mehr Führungspositionen von Männern besetzt und auch bei dem Gehalt erkennt man keine Gleichberechtigung, die sogenannte GenderPayGap zeigt sich auch in Ungarn beständig. Zusätzlich sind Frauen in der Realität oftmals geschlechterspezifischer Diskriminierung am Arbeitsplatz und Arbeitsmarkt ausgesetzt, schwangere Frauen und Frauen, die nach der Geburt wieder arbeiten möchten, sind hiervon besonders betroffen.

“Magyarországon úgy diszkriminálják a nőket, hogy ők még csak észre sem veszik”, in die deutsche Sprache übersetzt bedeutet dies soviel wie “Frauen werden in Ungarn diskriminiert, ohne es zu merken”. Dieses Phänomen beschreibt die Wissenschaftsjournalistin Zsuzsanna Bal´azs in einem Artikel des Wissenschaftsmagazins Qubit. in 2018. Durch die sturen Geschlechterrollen nehmen die Frauen ihre Benachteiligung oftmals nicht wahr.

Eine weitere Einschränkung erhielten die ungarischen Frauen im letzten Jahr, als das Abtreibungsrecht von der Regierung deutlich verschärft wurde. Schwangere Frauen, die eine Abtreibung möchten oder diese in Betracht ziehen, sind seit dem 25. September 2022 nicht nur zu zwei Beratungsgesprächen verpflichtet, sondern benötigen auch eine ärztliche Bescheinigung, die bestätigt, dass sie ein Lebenszeichen von ihrem Embryo gehört haben (gemeint ist damit üblicherweise der Herzschlag des Fötus). Für Kritiker*innen verstärkt das neue Gesetz den Druck, der auf die betroffenen Frauen ausgeübt wird, zusätzlich werden diese nochmal mehr gedemütigt als vorher.

2020 weigerte sich die ungarische Regierung, die Istanbul-Konvention, die Frauen vor Gewalt schützt, zu ratifizieren und das, obwohl Ungarn die Konvention 2014 unterschrieben hatte. Die Gründe für diese Blockierung erklärte Viktor Orbán selbst: seiner Meinung nach unterstütze das Übereinkommen eine “Gender-Ideologie” und würde “illegale Migration” fördern.

Durch das Verbot der GenderStudies, das 2018 in Ungarn in Kraft trat, wurde schon vor fünf Jahren nicht nur die Aufklärung zu den Geschlechterverhältnissen zwischen Mann und Frau deutlich gebremst, sondern auch allgemein massiv in die Wissenschaftsfreiheit eingegriffen und gegen EU-Recht verstoßen.

Die Gleichstellungssituation in Ungarn wird nicht erst seit einigen Monaten diskutiert, bereits 2019 bemängelte der Menschenrechtskomissar des Europarats, nach einem Besuch im Land erkennbare Rückschritte bei den Frauenrechten und bei der Gleichstellung der Geschlechter.

Quellen:
Balázs, Zsuzsanna. Magyarországon úgy diszkriminálják a nőket, hogy ők még csak észre sem veszik. 2018. Qubit. https://qubit.hu/2018/05/18/magyarorszagon-ugy-diszkriminaljak-a-noket-hogy-ok-azt-meg-csak-eszre-sem-veszik
Bögre, Zsuzsanna. Frauen in Ungarn. OWEP 2/2002. 2022. https://www.owep.de/artikel/296-frauen-in-ungarn
Veyder-Malberg, Thyra. Emanzipation Adé, Testlabor Ungarn: Frauen zurück an den Herd!. 2022. mdr.de
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/ungarn-abtreibung-gender-emanzipation-frauenrechte-gleichstellung-100.html
https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/ungarn-2020
https://www.amnesty.org/en/documents/eur27/2378/2020/en/
https://www.amnesty.org/en/documents/eur27/2085/2020/en/
https://www.sueddeutsche.de/politik/ungarn-viktor-orban-universitaeten-1.5645752
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/ungarn-rechnungshof-beklagt-hohen-frauenanteil-an-unis-a-c5dcde17-04ad-479e-8af8-e2ed635b7f7a?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ungarn-abtreibungen-101.html

Titelbild: Mika Baumeister auf Unsplash

Text: Liv Kallender, Praktikantin, Gymnasium an der Stadtmauer Bad Kreuznach

Als Praktikantin die Arbeit in der Finnougristik kennenlernen – ein Erfahrungsbericht

Chiara Stephan, Schülerin am HG Göttingen, war im Februar 2020 während der Semesterferien für ein zweiwöchiges Schnupperpraktikum an unserem Seminar. In ihrem Bericht schreibt sie über ihre Erfahrungen als Praktikantin.

Mein Arbeitstag

Mein Arbeitstag am finnisch-ugrischen Seminar bestand immer aus sieben Arbeitsstunden und einer Stunde Pause. Der Beginn war nur ein wenig später als der in der Schule, denn ich konnte im Zeitraum von 8 Uhr bis 8:30 Uhr anfangen. Feierabend war bei mir allerdings erst um 16 Uhr, also später als in meinem normalen Schulalltag. Trotzdem war der Wechsel nicht schwierig, da ich zwar länger arbeiten musste, allerdings danach nicht mehr so viel für die Schule tun musste als sonst. In meiner Abteilung hatte ich größtenteils mit zwei Mitarbeiterinnen Kontakt, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin und eine Lektorin, die gleichzeitig beide meine Praktikumsbetreuerinnen waren. Da ich zusammen mit einer anderen Praktikantin im der gleichen Abteilung war, war die Umstellung nochmal ein wenig leichter, da wir oft zusammenarbeiten konnten und auch sollten.

Die Aufgaben

Neben den eher kleineren Aufgaben wie das Signieren von Büchern für die Bibliothek oder die Auswertung von Tagesnachrichten aus Ungarn, Finnland und Estland, war eine meiner Tätigkeiten im Betrieb die Recherche für relevante Themen für den Unterricht, beispielsweise Recherche für ungarische Literatur, welche geeignet für den Kurs und auch schon übersetzt ist. Eine andere war die Recherche und das Erstellen von Präsentationen. Ich habe zum Beispiel eine Präsentation mit dem Titel „Ungarische Minderheiten in den Nachbarländern Ungarns“ erstellt. Entgegen meiner Erwartungen habe ich aufgrund der Semesterferien eher weniger an der Unterrichtsvorbereitung mitgeholfen, dafür aber mehr Einblicke in das Aufgabenfeld einer Lektorin außerhalb des Unterrichts mitbekommen. Dieses umfasst, ähnlich wie bei meinen eigenen Aufgaben, viel Recherche aber auch das Korrigieren von Arbeiten und die Organisation von Veranstaltungen. Am meisten recherchieren musste ich dann aber für die Blogeinträge des Studierendenblogs, die ich verfassen durfte. Ich habe vier Artikel zu Themen im kulturellen Bereich betreffend Finnland, Ungarn und Estland geschrieben, die Quellen geprüft und auch im Blog online gestellt. Aber auch außerhalb des fachlichen Themenbereiches des Seminars habe ich Aufgaben erhalten. So habe ich mitgeholfen, den Stand der Finnougristik bei den Informationstagen der Universität zu organisieren und auch Präsentation und Vorstellung dieses Faches anschaulicher und einprägsamer zu gestalten, um möglichst viel Interesse zu wecken.

Mir haben die Arbeiten, wie die Recherche und das Artikelschreiben sehr viel Freude bereitet, allerdings brauchte es bei manchen Themen ein großes Maß an Ausdauer, passende und auch auf Englisch oder Deutsch übersetzte Quellen zu finden, da viele Bereiche der Kultur und auch der Sprache aus den Minderheitsvölkern der finnisch-ugrischen Sprachfamilie nicht digitalisiert beziehungsweise übersetzt sind. Aber auch das Übersetzten von Nachrichtentexten aus dem Englischen ins Deutsche hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich an meine Vorliebe für die englische Sprache hier anknüpfen konnte, obwohl es keine zentrale Sprache im Themenbereich des finnisch-ugrischen Seminars ist. Ich habe viel über das professionelle Übersetzen gelernt, was das Finden von passenden Fachbegriffen und zum Beispiel auch die Lokalisierung eines Textes angeht. Obwohl es sehr viel Konzentration über einen längeren Zeitraum erfordert hat, habe ich sehr viel Gefallen am Übersetzen und auch am generellen Arbeiten mit Sprachen gefunden. Meine Fragen, die ich mir vor dem Praktikum hinsichtlich des Arbeitsklimas gestellt hatte, konnte ich mir auch beantworten. Die Mitarbeiter des Seminars arbeiten sehr eng zusammen in ganz verschiedenen Bereichen und alle waren sehr rücksichtsvoll und freundlich.

Was ich aus dem Praktikum mitnehme

Da ich jetzt in der Finnougristik tätig war und nicht am Seminar für romanische Sprachen, konnte ich eher weniger mit den Sprachen an sich arbeiten, was mir einen noch besseren Einblick verschafft hätte. Aber auch so konnte ich von diesem Praktikum viel mitnehmen und habe etwas über meine berufliche Zukunft gelernt. Ich hatte in meinen Betrieb die Möglichkeit einen Einblick in zwei Berufe zu bekommen, denn wie gesagt wurde ich von einer Lektorin und einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin betreut und habe so von beiden viel Hilfe und Anregungen bekommen. Die Tätigkeiten, die ich in meinem Betrieb hatte, haben mir gefallen. Allerdings ist der Beruf einer Lektorin keiner, den ich mir in meinem späteren Leben vorstellen könnte, da ich mich selbst nicht vor größeren Mengen an Menschen sprechen oder unterrichten sehe. Der Beruf der wissenschaftlichen Mitarbeiterin entspricht eher meiner Vorstellung von einem zu mir passenden Job, aber auch ob das Zukunft hat, müsste ich mir nochmal in einem Betrieb/Seminar anschauen, das auch sprachlich zu mir passt. Auch wenn die einzelnen Berufe, die ich mir angeguckt habe, nicht ganz meiner eigenen Vorstellung entsprechen, konnte ich auf jeden Fall etwas für meine berufliche Zukunft lernen, denn egal wo ich im sprachlichen Bereich arbeiten möchte ist das Übersetzen, Schreiben und Wissen über gute Recherche und Quellen hilfreich. Außerdem konnte ich aus dem Praktikum mitnehmen, wo ich meine Stärken und Schwächen oder auch Vorlieben für meine Zukunft habe.

Text: Chiara Stephan, HG Göttingen

Bist auch du an einem Praktikum bei uns interessiert? Du kannst dich jederzeit dafür bewerben. Eine Ausschreibung mit den wichtigsten Informationen findest du auf unserer Homepage.

Chiaras Beiträge aus dem Praktikum findest du auf unserem Blog:
Hyvää ystävänpäivää! – Guten Freundetag
Finnland – das glücklichste Land der Welt?
Zum ersten Mal übersetzen – am Beispiel von Orbáns Berlinbesuch
Tag der Muttersprache
Karkauspäivä – eine Tradition für etwas andere Heiratsanträge

Quelle des Titelbildes: You X Ventures auf Unsplash

Schnupperpraktikum in der Finnougristik – ein Erfahrungsbericht

Caroline Sophie Heimrich, Schülerin am OHG Göttingen, war im Februar 2020 während der Semesterferien für ein zweiwöchiges Schnupperpraktikum an unserem Seminar. In ihrem Bericht schreibt sie über ihre Erfahrungen als Praktikantin.

Finnougristik! Aber was ist das denn überhaupt?

Unter dem Begriff Finnougristik können sich wohl die wenigsten etwas vorstellen, genauso wie ich es anfangs nicht wirklich konnte. Aber gerade das hat mein Interesse geweckt, was man denn da genau studieren kann. Am Finnisch-Ugrischen Seminar der Universität Göttingen setzen sich die Studierenden nicht nur mit einfachen Informationen über die finnisch-ugrischen Völker und deren Sprachen auseinander, sondern beschäftigen sich intensiv mit der Geschichte einzelner Völker, mit dem Hintergrund der Sprachen und mit verschiedensten Traditionen und Bräuchen.

Da ich sehr gerne Neues über verschiedene Länder, Sprachen und deren Kulturen lerne, hat mich diese Praktikumsstelle sehr angesprochen, weil ich mich zuvor noch nicht mit dem Bereich der Finnougristik auseinandergesetzt habe. Meine Erwartungen lagen darin, dass ich die Arbeit in einem wissenschaftlichen Betrieb näher kennenlernen konnte, also wie man Lehrveranstaltungen vorbereitet, selbstständig zu geisteswissenschaftlichen Themen recherchiert, den Studierendenblog pflegt oder gar selbstständig einen professionellen Blogeintrag verfasst.

Meine Tätigkeiten im Praktikum

Während meines Praktikums habe ich mich hauptsächlich dem Recherchieren zu geisteswissenschaftlichen Themen sowie dem professionellen Schreiben von Blogeinträgen gewidmet. Außerdem war das Vorbereiten von Folien für Seminare ein Teil meiner täglichen Aufgaben. Bei allen Aufgaben war es wichtig, konzentriert und aufmerksam zu arbeiten, denn sowohl die Blogeinträge, als auch die vorbereiteten Folien waren für die Öffentlichkeit bestimmt. Aus diesem Grund war es wichtig, gründlich zu recherchieren und viele verschiedenen Methoden zu nutzen. Denn damit es sich schließlich um professionelle Einträge und Folien handelt, müssen die Informationen mehrfach auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Dabei ist ein Gang in die Bibliothek kaum vermeidbar. Das alleinige Recherchieren im Internet reicht an dieser Stelle nicht. Viel Recherchieren und das Verfassen von verschiedenen Texten strengt an, vor allem wenn dies zu den täglichen Aufgaben gehört. Genau deshalb musste man häufig sehr geduldig sein.

Was ich gelernt habe

Dadurch, dass ich mich intensiv mit der finnisch-ugrischen Philologie auseinandergesetzt habe, habe ich viele verschiedene Kenntnisse über Finnland, Estland und Ungarn erlangen können. Ich habe aktuelle Informationen über die verschiedenen Länder erhalten und habe mich wie erwartet mit der Geschichte der einzelnen Völker sowie mit der Sprache und vielen weiteren Dingen auseinandergesetzt. Da ich mich zuvor noch nicht mit diesen Ländern beschäftigt habe, empfand ich es als besonders interessant, diese Kulturen besser kennenzulernen.

Außerdem habe ich allgemeine Lebenserfahrungen gemacht, indem ich gelernt habe, dass es wichtig ist, nicht direkt aufzugeben, wenn nicht alles einwandfrei verläuft. Bei der Recherche, sowohl als auch bei dem Schreiben der Blogeinträge musste man mit Kritik umgehen, denn die hundertprozentige Richtigkeit von Informationen steht an erster Stelle, um keine falschen Daten an die Öffentlichkeit zu übertragen. [Anm. des Seminars: Konstruktive Kritik gehört zum Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens und die Prüfung der Quellen ist unabdingbar.] Ich habe gelernt, dass es ausschlaggebend ist, von welchen Quellen man die Informationen erhält und wie professionell diese sind. Dies ist auch der Grund, weshalb Bücher eine wichtige Quelle sind. Gerade dies ist auch in der Schule und im späteren Berufsleben notwendig, denn auch da ist es wichtig, gründlich zu arbeiten.

Haben sich meine Erwartungen erfüllt?

Grundlegend lagen meine Erwartungen darin, die Kulturen der finnisch-ugrischen Länder besser kennenzulernen. Diese wurden erfüllt, da ich mich durch das intensive Beschäftigen mit diesen Ländern nun deutlich besser auskenne als zuvor. Zudem habe ich mir erhofft, selbstständig professionelle Blogeinträge verfassen zu können und diese zu veröffentlichen. Gerade hier wurden meine Erwartungen sowie die Erwartungen der Mitarbeiter deutlich übertroffen, da weder ich, noch sie damit gerechnet haben, dass ich insgesamt sogar vier Beiträge über verschiedenste Themen veröffentliche. Ich bin sehr froh darüber, dass ich diese Möglichkeit hatte, denn hierbei habe ich wirklich viel gelernt. Auch für die Zukunft kann so etwas sehr wichtig werden, gerade wenn man in einem Unternehmen arbeitet, bei dem es wichtig ist, möglichst viele Menschen dafür zu begeistern. Allerdings hätte ich es noch als sinnvoll empfunden, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, bei einem Seminar zuzuschauen. [Anm. des Seminars: Eine Seminarteilnahme ist nur möglich, wenn das Praktikum zur Vorlesungszeit stattfindet.]
Das Arbeitsklima habe ich als sehr angenehm wahrgenommen, da einem bei auftretenen Problemen beim Recherchieren immer weitergeholfen wurde und man nie alles alleine bewältigen musste, was die Arbeit deutlich erleichtert hat. Zudem haben mir die Mitarbeiterinnen gute und nützliche Tipps gegeben, indem sie mir professionelle Seiten genannt haben. Außerdem haben sie mir Texte von finnisch-ugrischen Internetseiten ins Deutsche übersetzt, damit ich diese für meine Arbeit verwenden konnte. Insgesamt haben sich meine Erwartungen erfüllt. Wenn man also am Kennenlernen von verschiedenen Ländern sowie an dem Verfassen von Einträgen für die Öffentlichkeit und am Recherchieren interessiert ist, empfinde ich das Praktikum als nützlich und sinnvoll.

Text: Caroline Sophie Heimrich, OHG Göttingen

Bist auch du an einem Praktikum bei uns interessiert? Du kannst dich jederzeit dafür bewerben. Eine Ausschreibung mit den wichtigsten Informationen findest du auf unserer Homepage.

Carolines Beiträge aus dem Praktikum findest du auf unserem Blog:
Finnland weiß, wie man die Obdachlosigkeit beendet
Warum erhöhen E-Visa das Interesse Estlands an Reisen nach Russland
Sind die Ungarn eigentlich religiös?
Minna Canth

Quelle des Titelbildes: Photo by Brooke Cagle on Unsplash