Tag der Muttersprache

Am 21. Februar 2020 wird jetzt offiziell zum 20. Mal der Internationale Tag der Muttersprache gefeiert. Aber dieser Gedenktag hat nicht nur die Funktion, seine Muttersprache zu feiern, er dient vielmehr der „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“.

Genau deswegen ist dieser Tag ein wichtiger Tag unter anderem für die finnisch-ugrischen Völker. Denn außer Finnisch, Ungarisch und Estnisch gehören zu dieser Sprachfamilie auch noch viele weitere kleine Sprachen. Für solche kleinen Sprachen ist die Pflege der Sprache sehr wichtig, da aufgrund der unterschiedliche Hauptsprachen in den jeweiligen Ländern diese oft vernachlässigt werden. Das führt dann dazu, dass diese Minderheitensprachen schnell gefährdet sind. Und da mittlerweile gut die Hälfte aller rund 6700 Sprachen auf der Welt vom Aussterben bedroht ist, wurde von der UNESCO dieser Tag ausgerufen, um die Sprachen und die Sprachpflege zu fördern. Denn mit jeder aussterbenden Sprache geht auch immer ein Stück Kultur verloren.  

 „When languages fade, so does the world’s rich tapestry of cultural diversity.“

Quelle: https://www.un.org/en/observances/mother-language-day

Der historische Grund für den Ausruf dieses Tages findet sich am 21. Februar 1952. An diesem Tag wurde gegen die Einführung von Urdu als Amtssprache in der pakistanischen Provinz Bengalen protestiert. Denn dafür sollte Bengali zurückgedrängt werden, obwohl es in der Bevölkerung viel mehr vertreten war als Urdu.

Heutzutage wird man sich immer bewusster darüber, dass die Pflege der Sprachen eine große Rolle in der Kultur spielt, zum Beispiel für stärkere Kooperation und auch qualitativ hochwertige Bildung.

Quellen:

https://www.un.org/en/observances/mother-language-day

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/kulturelle-vielfalt/21-februar-ist-internationaler-tag-der-muttersprache

Bildquelle:

https://pixabay.com/de/illustrations/fahnen-l%C3%A4nder-staaten-flaggen-welt-69190/

Chiara Stephan, HG Göttingen, Praktikantin

Die finnische Minderheit in Schweden

Vielen ist bekannt, dass das Schwedische in Finnland die zweite Amtssprache ist. Dass es jedoch in Schweden eine finnische Minorität gibt, wissen außerhalb von Schweden und Finnland die wenigsten Menschen.

Das Finnische hat seit dem Jahr 2000 den Status einer offiziell anerkannten Minderheitensprache in Schweden, auch wenn sich die Statistiken im Hinblick darauf unterscheiden, wie viele Menschen dieser Minderheit wirklich angehören. Die Zahlen variieren zwischen 70 000 und 450 000 Menschen, je nachdem wie eng die Kriterien gefasst werden. Geschätzt wird, dass es in ganz Schweden etwa 200 000 Menschen gibt, deren Muttersprache Finnisch ist. Auch hier variieren die Annahmen.

Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Einwanderungswellen von Finnland nach Schweden. Bereits zu Zeiten Gustav Vasas wurden finnische Arbeitskräfte in Schweden gebraucht; es gab die Kriegskinder, die von ihren Eltern während des zweiten Weltkriegs nach Schweden geschickt wurden, aber auch die Einwanderungswelle, die in den 1960ern begann und lange Zeit nicht abriss. Schätzungsweise rund 40 000 Menschen wanderten Ende der 1960er und Anfang der 1970er jährlich aus Finnland nach Schweden aus, um dort Arbeit zu finden und nur ein Teil kehrte irgendwann wieder in seine Heimat zurück. Für die in Schweden gebliebenen Finnen war das Leben nicht immer leicht. Repression und Diskriminierung waren an der Tagesordnung, die Frage nach der eigenen Identität nur schwer zu beantworten. Dies galt für die Elterngeneration wie die Generation ihrer Kinder gleichermaßen.

Die Situation hat sich in der heutigen Zeit gebessert: es gibt besonders geförderte Unterrichtsstunden für Kinder in ihrer Muttersprache, die Diskriminierung hat nachgelassen und Autoren, Musiker und Filmschaffende beschäftigen sich intensiver mit der Frage nach der schwedenfinnischen Identität. Doch wie sieht die Situation für die Finnen in Schweden heute wirklich aus? Welche Erfahrungen machen Angehörige dieser Minderheit und wie gehen sie damit um? Antworten auf diese und viele weitere Fragen sollen im Rahmen der Lesung mit Kristian Borg am kommenden Donnerstag, den 16.11.2017, um 18.15 Uhr im Kulturwissenschaftlichen Zentrum, Raum 1.601, gegeben werden. Borg wird aus der Artikelsammlung Finnjävlar ‘Scheißfinnen’ lesen und über seine persönlichen Erfahrungen als Schwedenfinne sprechen. Borg ist Chefredakteur der Zeitung Stockholms fria Tidning und Verleger beim Verbal förlag. Er lebt in Stockholm, wo er 1975 geboren ist. Seine Eltern haben sich auf der Finnlandfähre getroffen und haben u. a. in der Reinigungs- und Restaurantbranche gearbeitet.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Tervetuloa & välkomna!

Quellen:
Borg, Kristian (Hrsg.). 2016. Finnjävlar. Verbal förlaget. Stockholm.
Parkvall, Mikael. 2009. Sveriges språk – vem talar vad och var? Rapporter från Institutionen för lingvistik vid Stockholms Universitet. Stockholm.
Bild: pixabay.de