Die Sámi in Russland

Die indigene Bevölkerung Nordeuropas, die Sámi waren bereits im 7. Jahrhundert n. Chr. über die ganze Kola-Halbinsel verstreut und lebten als Rentiernomaden und Fischer im Rhythmus der arktischen Natur. Sie mussten erst den Kareliern, dann dem Nowgorod, den Norwegern und Moskowitern Tribut leisten. Die erste russische Kolonisierung erfolgte durch christlich orthodoxe Missionare. Die Bevölkerung wurde getauft und Kloster wurden gegründet mit dem Ziel, neues Territorium zu erobern. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die Sámi zusätzlich zu der Kirche noch vom Staat ausgebeutet, der sich u.a. für Pelze, Fisch, Robben, Walrosse, Lebertran und Stoßzähne interessierte. Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft Mitte des 19. Jahrhunderts brauchten die Sámi, die bisher nur Tauschhandel kannten, Geld für die Steuern. Sie wurden häufig von Händlern betrogen und vor allem mit Hilfe von Alkohol zu schlechten Geschäften überredet. Zur selben Zeit wollte die russische Regierung die Halbinsel mit anderen Bevölkerungsgruppen besiedeln, mit Finnen, die damals zu Russland gehörten, und Russen aber auch mit Komi. Die Weideländer der Rentiere wurden als Ackerland benutzt und die traditionelle halbnomadische Lebensweise begann zu verschwinden. 

In der Sowjetzeit wurden viele Sámi in Kolchosen gezwungen und das Land wurde zu großen Teilen für Industrie, Bergbau und Militär genutzt. Um die Sámi im Sinne der neuen Ideologie zu erziehen, wurden Schulen und Internate gegründet, in denen der Kontakt zu den Eltern und somit zu der Lebensart und den Traditionen unterbunden wurde. Als Folge dieser Politik bildeten die Sámi am Ende der Sowjetzeit die unterste Schicht der Bevölkerung, über ihnen waren die Komi und ganz oben die Russen. Die absolute Anzahl der Sámi war seit dem 19. Jahrhundert ungefähr gleichgeblieben und betrug 1890 Personen, prozentuell bildeten sie jetzt aber nur 0,2% der Bevölkerung. Sie waren zwangsurbanisiert, ohne Verbindung zur Natur und Rentierzucht, häufig arbeitslos und alkoholsüchtig, weitgehend vom Staat abhängig. Die samische Sprache wurde von ihnen selbst als lästig und schädlich betrachtet, ein Drittel der Sámi war ausschließlich russischsprachig.

Schadstoffe aus der Industrie gefährdeten das Leben auf der Halbinsel, sie verursachten sauren Regen und verschmutzten die Tundra mit Schwermetallen. In den 1980ern wurde ein provisorisches Atommülllager eingerichtet, in dem bis heute ausgebrannte Brennstäbe von Reaktoren sowjetischer U-Boote in baufälligen Hallen lagern. Mehr als 30 Reaktoren stehen in einem weiteren Lager.

1989 wurde die Organisation der Kola-Sámi in Murmansk gegründet, zehn Jahre später eine zweite in Lowosero, wo heute die meisten Sámi wohnen. Beide Organisationen haben einige hundert Mitglieder und die Aufgabe, die Interessen der Sámi zu vertreten. Aus dem Westen erhalten sie humanitäre Hilfe, mit der sie die hilfsbedürftigsten samischen Familien unterstützen. Im Jahr 2001 wurde in Murmansk ein lokales Gesetz erlassen, das die Sámi als indigene Bevölkerung nennt und ihre traditionelle Lebensweise wenigstens theoretisch schützt. Von der Gründung eines Sámi-Parlaments war schon die Rede, es ist aber noch lange nicht in Sicht, denn es fehlt sowohl das Geld auch als die Zustimmung der russischen Autoritäten. Einige Sámi glauben aber noch an eine bessere Zukunft, andere haben die Hoffnung wegen Korruption und Willkür der Behörden längst aufgegeben.

Quellen:

Der Nationalfeiertag der Samen

Der 6. Februar ist der Nationalfeiertag der Samen. An diesem Tag im Jahre 1917 kamen die Samen aus Norwegen und Schweden das erste Mal zusammen, um Lösungen für gemeinsame Probleme zu finden. Bei der 15. samischen Konferenz 1992 wurde der 6. Februar zum Nationalfeiertag bestimmt.

Die Samen (Sámi) sind das einzige indigene Volk der EU. Sie wohnen im nördlichen Fennoskandien und in Russland, in Sápmi, dem Kulturraum der Samen. Traditionell waren die Samen Nomaden und lebten von Rentierzucht, Robbenjagd und Fischerei. Die Anzahl der Samen kann nur geschätzt werden und beträgt etwa 50 000–100 000 Menschen. Die große Variation kommt dadurch zustande, dass die Definition eines Samen auf Merkmalen wie z. B. Sprache, nationale und kulturelle Identifizierung oder Ausübung der traditionellen Berufe basiert.

Bild: Ningyou/Drieakko

Samisch wird von etwa 24 000 Menschen gesprochen. Es handelt sich nicht um eine Sprache, sondern eine Gruppe von samischen Sprachen. Sie zählen zu den finnisch-ugrischen Sprachen und ihre nächsten Sprachverwandten sind die ostseefinnischen Sprachen. Die größte samische Sprache ist Nordsamisch (5), das von etwa 70%–80% der Sprecher des Samischen gesprochen wird. Weitere samische Sprachen mit bis zu 800 Sprechern sind Südsamisch (1), Lulesamisch (4), Skoltsamisch (6), Inarisamisch (7) und Kildinsamisch (8). Fast ausgestorben sind Umesamisch (2), Pitesamisch (3) und Tersamisch (9), als ausgestorben gelten Akkalasamisch und Kemisamisch.

Bild: Juanjo Marin

Zur samischen Kultur gehören eng die samischen Trachten, auf die die Samen sehr stolz sind. Häufig sind sie von Familienmitgliedern, Verwandten oder Bekannten gemacht worden und einzigartig nicht nur wegen des dekorativen Äußeren, sondern auch wegen der beinhalteten Informationen: Aus dem Anzug und seinen Teilen kann man sowohl das Geschlecht als auch die Heimat, die Familie und den Familienstand seines Trägers lesen. Die Trachten sind von großer Bedeutung und werden immer noch aktiv getragen.

Die samische Volksmusik nennt man Joik. Es handelt sich um relativ eintönigen Gesang, bei dem die Musik wichtiger ist als der Text. Traditionell hatte der Joik mehrere Funktionen im Alltag: Der Joik des Rentierhirten hat die Raubtiere von den Rentieren ferngehalten, gleichzeitig war er eine gute Erinnerungshilfe beim Denken an die Freunde oder an Ereignisse mit ihnen. In der Zeit vor der Christianisierung hat sich der Schamane mit Hilfe des Joiks und der Zaubertrommel in Ekstase versetzt. Da, wo die Joiktradition heute noch lebhaft ist, bejoiken die Menschen Orte, Plätze und Tiere aber als eine Art Guten-Tag-Gruß auch sich gegenseitig.

Wie viele Minderheiten, haben auch die Samen stark unter der Staatsgewalt der Mehrheiten leiden müssen: Bis zu den 1970ern wurde strenge Assimilationspolitik mit Internatsschulen und Wohnheimen ausgeübt, das ILO-Übereinkommen Nr. 169 der indigenen Völker wurde beispielsweise in Finnland immer noch nicht ratifiziert und die Besonderheiten der samischen Kultur, vor allem die Trachten, wurden zu Werbezwecken missbraucht.

Heute am 6. Februar empfehlen die Behörden in Norwegen, Schweden und Finnland, überall die offizielle samische Flagge mit den Farben aus den Saamitrachen und dem Bild einer Sonnen- und Mondscheibe hochzuhissen und den Nationalfeiertag der Samen zu feiern.

Quellen:

https://fi.wikipedia.org/wiki/Saamelaiskielet

https://fi.wikipedia.org/wiki/Saamelaiset

http://sanosesaameksi.yle.fi

https://www.suomenkielet100.fi/