Suomi 101

Zwei Jahreszahlen prägten die Geschichte Finnlands entscheidend: 1809 und 1917.

Nach einer fast 700-jährigen Zugehörigkeit zum Schwedischen Königreich (ca. 1154-1809) fiel Finnland 1809 als autonomes Großfürstentum kriegsbedingt an Russland. Der politische Status „Staat im Staat“ dauert fast 100 Jahre. In dieser Zeit führte Finnland (1906) als erstes Land in Europa das Frauenwahlrecht ein und wählte bei der Parlamentswahl (1907) die ersten weiblichen Abgeordneten der Welt.
Am 6. Dezember 1917 erklärte Finnland seine Unabhängigkeit von Russland und konstituierte sich als unabhängige Republik mit einem Präsidenten (später auch einer Präsidentin) als Staatsoberhaupt.Die sozialen Missstände waren zu Beginn der Unabhängigkeit so groß geworden, dass im Januar 1918 der Bürgerkrieg zwischen den sozialistischen „Roten“ und den bürgerlichen „Weißen“ ausbrach. Nach vier Monaten Krieg siegten die Weißen, die junge Nation war aber gespalten und die Wunden des Krieges waren nur schwer heilbar. Während des zweiten Weltkrieges verteidigte Finnland seine Unabhängigkeit gegen die Sowjetunion. Als Bedingung für den Waffenstillstand im Herbst 1944 musste der Kontakt zu den Deutschen abgebrochen werden, die an der Seite der Finnen in Lappland gekämpft hatten, was zum Lapplandkrieg zwischen Deutschland und Finnland geführt hat. Als Folge des Pariser Friedensvertrages verlor Finnland etwa 10% seines Gebietes und die Bevölkerung aus den abgetretenen Gebieten musste evakuiert werden. Eine Besatzung durch die Sowjetunion blieb den Finnen aber erspart und Finnland konnte seine Unabhängigkeit bewahren. Heute ist Finnland Mitglied der Vereinten Nationen und des Nordischen Rates (seit 1955), Mitglied der Europäischen Union (seit 1995), Mitglied der europäischen Währungsunion (seit 1999) und der Eurozone (seit 2002). 2017 feierte Finnland das einhundertjährige Jubiläum seiner Unabhängigkeit unter dem Motto „Yhdessä“ [Gemeinsam]. Das Festjahr wurde überall in Finnland sowie auch außerhalb der Landesgrenzen mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Die Feierlichkeiten begannen am 1.1.2017 und endeten am 6. Dezember 2017, dem Unabhängigkeitstag und zugleich Nationalfeiertag Finnlands.

 

Text: Christine Bethge, Bilder: Tiina Savolainen

Geschichte Estlands — 100 Jahre Selbstständigkeit

Die Geschichte Estlands ist lang (10.000 Jahre), die Geschichte des estnischen Staates ist kurz (100 Jahre): Nachdem Estland im 13. Jahrhundert durch die Deutschen und Dänen christianisiert worden war, herrschten dort unterschiedliche Mächte: der Deutsche Orden, die Könige von Dänemark, Schweden und Polen sowie die russischen Zaren. Stets gab es die deutschsprachige Ober- und die estnische, bäuerliche Unterschicht. In der nationalen Geschichtsschreibung wird diese Zeit gerne als „die 700-jährige Sklavenzeit“ bezeichnet. Tatsächlich wurde Estland aber in dieser Zeit auch ein Teil des westeuropäischen Kulturkreises. Im 19. Jahrhundert begann in Estland das sog. nationale Erwachen.

Am 24. Februar 1918 wurde in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Russischen Revolution die Republik Estland ausgerufen und anschließend im sog. Freiheitskrieg (1918-1920) verteidigt. Estland baute schnell ein selbstständiges politisches, wirtschaftliches und kulturelles Leben auf europäischem Niveau auf. Nachdem Hitler und Stalin 1939 Europa vertraglich unter sich aufgeteilt hatten, besetzte die Sowjetunion von 1944-1991 Estland. Die Bewahrung der estnischen Sprache und Kultur wurde zum Akt des Widerstandes gegen das totalitäre Sowjetregime.

Mit der sog. Singenden Revolution erlangte Estland im Jahre 1991 seine staatliche Unabhängigkeit wieder. Seit 2004 ist Estland Mitglied der NATO und der Europäischen Union, seit 2011 auch der Euro-Zone. Gerne wird das kleine Land als Musterschüler Europas bezeichnet. Im Jahr 2018 feiert die Republik Estland ihren 100. Geburtstag.

Text: Dr. Kadri-Rutt Hahn
Bilder: Katja Mattsson

Sieben Gründe Finnougristik zu studieren

Die Finnougristik ist ein Studienfach, das einem nicht jeden Tag begegnet. Wir wollen euch heute sieben Gründe vorstellen, warum es sich lohnt, ein solches Studium aufzunehmen!

    1. Spannende Sprachen, die nicht jeder spricht
      Wie viele Menschen kennst du, die Finnisch, Ungarisch oder gar Estnisch sprechen? Bei uns in Göttingen kann man alle drei Sprachen studieren und man lernt auch noch einige der sogenannten “kleinen Sprachen” kennen – zum Beispiel Udmurtisch, Karelisch, Livisch oder Mordwinisch. Von diesen spannenden Sprachen haben die meisten Leute noch nie etwas gehört und bei uns gehören sie zum Fachgebiet.

    2. Sehr großes Fachgebiet
      Die Sprachwissenschaft ist bei uns in Göttingen der Hauptschwerpunkt, aber die Finnougristik hat auch noch weitere Themenfelder zu bieten: In den Landeskundekursen beschäftigt man sich mit der Kultur und Geschichte der Länder. Es gibt auch Kurse zu Literatur und Folklore, sodass jeder bei uns auf sein Kosten kommt.

    3. Immer ein interessantes Gesprächsthema
      Wer sich für ein Finnougristik-Studium entscheidet, hat immer ein Gesprächsthema parat. Wenn die Verwandten auf dem nächsten Geburtstag oder die Freunde auf der nächsten Party fragen, was man so macht, hat man direkt viel zu erklären – und zu erzählen!

    4. Auslandsaufenthalte
      Bei uns hat man auch die Möglichkeit, für ein bis zwei Semester im Ausland zu studieren. Wir haben Partneruniversitäten in Estland, Finnland und Ungarn und diese Austauschprogramme können sogar mit Stipendien gefördert werden. Sie sind immer eine gute Möglichkeit, Land, Leute und Sprache direkt und vor Ort besser kennenzulernen und man knüpft viele neue Kontakte. Erst im letzten Monat haben wir hier einen Bericht zu einem Erasmusaufenthalt in Finnland veröffentlicht.
      Zusätzlich gibt es auch Sommerkurse in allen drei Ländern und teilweise bei den kleinen finnougrischen Völkern in Russland. Auch bei derartigen Kursen nehmen viele unserer Studierenden regelmäßig teil, um ihre Sprachkenntnisse vor Ort zu verbessern. Darüber kann man auf unserem Blog ebenfalls Berichte nachlesen.

    5. Andere Länder – andere Sitten
      Man lernt bei uns nicht nur fremde Sprachen, sondern auch neue Kulturen kennen. Wie ticken die Finnen? Was ist das Nationaltier der Esten und was steckt hinter den Klischees, die wir über Ungarn kennen? Aus den verschiedensten Themenfeldern ist für jeden etwas dabei: Geschichte, Literatur, Kunst, Geographie, Wirtschaft oder auch Brauchtum.

    6. Vielseitige Kenntnisse
      Bei uns erwirbt man nicht nur sprachwissenschaftliche Kenntnisse und die Fähigkeit, eine neue Fremdsprache zu sprechen. Man trainiert im Studium seine Auffassungsgabe und das Verständnis von neuen Inhalten. Man lernt, mit neuen Sprachen zu arbeiten, selbst wenn man sie bisher nicht oder nicht so gut beherrscht. Man lernt Texte zu verarbeiten, selbst zu schreiben und entwickelt seine Methodikkompetenzen.

    7. Mehr als nur Inhalte
      Ein Studium der Finnougristik bedeutet mehr als nur Inhalte zu lernen, denn es ist eine Bereicherung. Wer Interesse an besonderen Sprachen, die nicht mit Sprachen wie Englisch oder Französisch verwandt sind, und fremden Kulturen hat, ist in der Finnougristik genau richtig. Neben den Vorlesungen gehören auch gemeinsame Unternehmungen wie regelmäßige Treffen zum Mölkky zu unserem Programm. Die Studierenden besuchen zusammen die jährlich stattfindende Studierendenkonferenz IFUSCO (International Finno-Ugric Students’ Conference), die in Göttingen ihre Wurzeln hat, und organisieren gemeinsam Sommer- und Weihnachtsfeiern, sowie Veranstaltungen zu den wichtigsten Feiertagen der drei großen finnougrischen Nationen.

 

Wenn du jetzt Lust auf ein Studium bei uns bekommen hast, kannst du dich auf unserer Homepage über die genauen Inhalte informieren und dich noch bis zum 30. September direkt bei uns an der Universität einschreiben. Wir freuen uns auf dich!

 

Bildquelle: pixabay

Eesti Vabariik 100

(Deutsche Version s. u.)

Eesti sajandaks sünnipäevaks on mitmed organisatsioonid, ettevõtted ja ka lihtsalt üksikisikud välja mõelnud erinevaid kingitusi Eestile. Kingitused on väga eriilmelised ning on alguse saanud erinevatest algatustest. Näiteks tahab RMK (Riigimetsa majandamise keskus, ehk organisatsioon, mis tegeleb Eesti metsade majandamise, korrashoiu ja ka tingimuste loomiseks metsas matkamisega (matkarajad, lõkke- ja ööbimiskohad) kinkida Eestile kogu riiki hõlmava matkateede võrgustiku, millele märgitakse Eesti ajaloo põnevate isikute ja sündmustega seotud 100 objekti: „RMK kingitus Eesti 100. juubeliks on kogu riiki hõlmav matkateede võrgustik, koos kõigi vahvate lisadega. Kogu lahendus, mis 2018. aastal kõiki matkateel liikujaid hakkab rõõmustama, on Oandu-Aegviidu-Ikla 375 km ja Peraküla-Aegviidu-Ähijärve 820 km pikkune matkatee haru ning 2018. aastaks valmiv 633 km pikkune Penijõe-Aegviidu-Kauksi haru. RMK märgib matkatee trassil ära ka 100 kultuuriobjekti, et anda nende kaudu teada Eesti ajaloo põnevatest isikutest ja sündmustest. Juubeliaastaks loodav äpp “RMK 100” hakkab endas sisaldama kogu informatsiooni matkateel matkamise kohta aga ka ülevaadet, milliste kultuuriobjektide tahvlite juures on külastajad kõige enam viibinud. Mõnedes paikades matkateel saab juubeliaastal mängida ka „RMK 100“ äpil põhinevaid mänge. Lisaks leiab 2018. aastal aset ühismatkamine kõigil matkatee harudel. Selle korraldab RMK ning selliselt, et igal harul hakkab liikuma grupp koos matkajuhiga ning nende sihtpunktiks on matkapealinn Aegviidu. Grupid hakkavad liikuma 6. augustist alates ning nende ajagraafik seatakse selliselt, et kõik grupid saabuvad Aegviitu samaaegselt, 25. augustil.“ See kingitus on väga huvitav ka Eestit külastavate turistide jaoks, kuna aitab kaasa Eesti loodusega tutvumisel. Huvi korral saab selle kohta lähemalt lugeda siit

Üks teine huvitav suuremahuline kingitus tahetakse teha Eestile projektiga Miljon+. Selle projekti eesmärgiks on eestikeelse Vikipeedia mahu suurendamine miljoni artiklini. Projektiga alustati juba aasta eest ning projekt peaks plaani järgi lõppema 2020. aastaks. 

Väiksematest kingitustest võiks näiteks tuua Peipsi-äärse Kolkja küla elanike initsiatiivi, millega Kolkja lasteaed-põhikooli lapsed tahavad kinkida Peipsiveere hooldusravikeskuse hoolealustele 100 kg üle Eesti oma hea kvaliteedi poolest tuntud Peipsi-äärset sibulat, mida hooldusravikeskuse söökla töötajada saavad toidu valmistamisel kasutada. 

Enamus kingitusi on kas heategevusliku, Eesti regioone, toitu, kultuuri või mingi teatud kohaga seotud isikuid tutvustava või kohalikku elu edendava iseloomuga, seetõttu jätkub nende kingituste mõju kauemakski kui vaid Eesti 100. sünnipäeva aastaks. Kõikide kingitustega saab lähemalt tutvuda siit ja siit


Zu Estlands 100. Geburtstag haben sich allerlei Organisationen, Unternehmen oder auch einfach Privatpersonen verschiedene Geschenke für Estland überlegt. Die Geschenke sind ganz unterschiedlich und wurden zu Beginn aus verschiedenen Initiativen gemacht. Zum Beispiel möchte RMK (Riigimetsa majandamise keskus, Zentrum der Bewirtschaftung des Staatswaldes), eine Organisation, die sich mit der Bewirtschaftung und Instandhaltung des estnischen Waldes und der Erschaffung von Bedingungen zum Wandern im Wald (Wandergrenzen, Feuer- und Übernachtungsplätze) beschäftigt, Estland ein das ganze Land umfassendes Netzwerk von Wanderwegen schenken. In diesem Netzwerk werden spannende Personen und Ereignisse der estnischen Geschichte mit 100 Objekten verbunden:

“RMKs Geschenk zu Estlands 100. Jubiläum ist ein das ganze Land umfassendes Netzwerk an Wanderwegen mit den stärksten Ergänzungen. Das Ergebnis, das im Jahr 2018 alle Wanderer begeistern wird, sind der 375 km lange Wanderweg Oandu-Aegviidu-Ikla und der 820 km lange Wanderweg Peraküla-Aegviidu-Ähijärve, sowie der 633 km lange Zweig Penijõe-Aegviidu-Kauksi, der 2018 fertiggestellt werden soll. RMK markiert auf den Wanderwegen auch 100 Kulturobjekte, um durch sie auf die spannendsten Personen und Ereignisse der estnischen Geschichte aufmerksam zu machen. Die für das Jubiläum entwickelte App “RMK 100″ beinhaltet alle Informationen zum Wandern auf den Wanderwegen und auch einen Überblick, bei welchen Schildern zu den Kulturobjekten die Gäste am meisten Zeit verbracht haben. An vielen Orten auf den Wegen kann man mit der RMK 100-App auch viele spannende Spiele spielen. Zusätzlich findet man 2018 auf allen Zweigen der Wanderwege abgehaltene Gruppenwanderungen. Diese werden von RMK so organisiert, dass auf jedem Zweig eine Gruppe mit einem Reiseführer loswandern wird und ihr Zielpunkt ist die Reisehauptstadt Aegviidu. Die Gruppen gehen am 6. August los und ihre Zeitgrafik ist so eingestellt, dass alle Gruppen gleichzeitig am 25. August in Aegviidu ankommen.” Dieses Geschenk ist auch für Touristen, die Estland besuchen, interessant, da es eine Möglichkeit bietet, sich mit der estnischen Natur vertraut zu machen. Interessierte können hier mehr darüber lesen. 

Ein weiteres interessantes und großes Geschenk bekommt Estland mit dem Projekt Miljon+. Zweck dieses Projektes ist, die Größe des estnischsprachigen Wikipedia auf eine Million Artikel zu erweitern. Mit dem Projekt wurde bereits vor einem Jahr begonnen und planmäßig soll es im Jahr 2020 beendet sein. 

Von den kleinen Geschenken kann die die Initiative der Bewohner des Dorfes Kolkja am Peipussee genannt werden. Dabei wollen die Kinder des Kindergartens und der Grundschule von Kolkja den Pflegebedürftigen des Peipsiveere-Pflegeheims über 100 kg estnischer Zwiebeln vom Peipussee, die für ihre hochwertige Qualität bekannt sind, schenken. Diese sollen von den Angestellten der Kantine des Pflegeheims zur Zubereitung von Mahlzeiten verwendet werden. 

Die Mehrzahl der Geschenke ist wohltätig, verbunden damit, Menschen mit den estnischen Regionen, Gerichten, der estnischen Kultur oder berühmten Orte bekannt zu machen oder hat einen das örtliche Leben fördernden Charakter. Deswegen besteht der Effekt dieser Geschenke länger als nur das 100. Jubiläumsjahr Estlands. Über alle Geschenke kann man sich hier und hier näher informieren. 

Quellen:
rmk100.ee
ev100.ee

Bilder:
pixabay.com

Tag der ungarischen Kultur

Seit 1989 wird am 22. Januar, am Geburtstag der ungarischen Nationalhymne, der Tag der ungarischen Kultur gefeiert: Ferenc Kölcsey (1790-1838), einer der wichtigsten Lyriker, Literaturkritiker und Politiker seiner Zeit, schrieb sein Gedicht Hymne. Aus den stürmischen Jahrhunderten des ungarischen Volks am 22. Januar 1823 zu Ende. Das Gedicht wurde 1829 veröffentlicht. 

Um die Hymne zu vertonen, ließ der Direktor des Ungarischen Nationaltheaters 1844 einen Wettbewerb durchführen. Der Opernkomponist Ferenc Erkel (1810-1893) verfasste die passende Musik zum Gedicht und gewann die Preisausschreibung. Zum ersten Mal wurde das Werk im Juli desselben Jahres präsentiert. Von den acht Strophen der Hymne wird nur die erste gesungen und dient bis heute als ungarische Nationalhymne. Allerdings ist sie mit dem Tonumfang von über einer Oktave recht schwer zu singen.

Der Text enthält ein Gebet an Gott, den Ungarn beizustehen und ihm eine glücklichere Zukunft zu schenken, “Denn es büsste hart genug Schuld für alle Zeiten” (Übersetzung von Annemarie Boestrom). Der zentrale Gedanke von Schuld und Sühne geht auf eines der ältesten Topoi der ungarischen Literaturgeschichte zurück: die Querela Hungariae, die Beweinung Ungarns. Die ungarische Geschichte als Strafe Gottes ist ebenfalls ein wichtiges, immer wiederkehrendes Thema der ungarischen Literatur.

Während des Aufstandes von 1848/1849 verbreitete sich das Lied schnell, doch den offiziellen Status einer Nationalhymne erhielt es erst später. Obwohl das Königreich Ungarn ein Vielvölkerstaat war und Ungarn auch im 20. Jahrhundert kein homogener Nationalstaat wurde, existiert nur eine ungarische Fassung des Textes.

Zum ersten Mal wurde die Hymne 1989 in der Verfassung erwähnt. Sie gehört zu den wichtigsten Symbnolen Ungarns und wird traditionell bei offiziellen Anlässen und auch bei Ereignissen wie Gottesdiensten und Neujahrsfeiern gesungen. Sie wird am Silvesterabend um Mitternacht im Ungarischen Fernsehen und im Radio gespielt. Wenn sie erklingt, singen die Ungarn mit oder hören sich die Hymne stehend mit dem Sektglas in der Hand an, ehe sie auf das neue Jahr anstoßen.

Quelle: http://www.nemzetijelkepek.hu/himnusz.shtml

Bildquelle: Wikipedia

Suomi 100

Finnland feiert am 6. Dezember 2017 seine hundertjährige Unabhängigkeit. Das Kolosseum in Rom, die Niagarafälle, das Wiener Riesenrad, Cristo Redentor in Rio de Janeiro und viele andere Sehenswürdigkeiten überall auf der Welt werden blau-weiß beleuchtet. Artek, Arabia, Marimekko, Fiskars, Fazer und andere finnische Marken verkaufen massenweise ihre meistens blau-weißen Suomi-100-Produkte. Zahlreiche Facebook-Profilbilder bekommen einen Suomi-100-Rahmen. Als Höhepunkt des Jubiläumsjahres mit über 5000 Suomi-100-Projekten sitzen die Finnen zu Hause vor dem Fernseher und schauen sich die Prominenz bei dem Empfang des Staatspräsidenten an. Über das schönste Abendkleid wird mit Hilfe einer mobilen App abgestimmt.

Was passierte eigentlich vor hundert Jahren?

In Europa herrschen Krieg, Hungersnot und Krankheiten. In Amerika arbeitet Donald Trumps Großvater als Barbier auf Manhattan, nachdem er mit Bordellen in Klondyke reich geworden ist. Finnland ist ein autonomes Großfürstentum, das seinen Großfürsten, den russischen Zaren durch die Februarrevolution verloren hat.

Die politische Situation in Finnland ist chaotisch und die Nation weitgehend zweigeteilt: die Bürgerlichen, die für ein unabhängiges Finnland sind, und die Sozialdemokraten, die von Lenin als Staatsoberhaupt des sozialistischen Finnlands träumen. Russische Befestigungsarbeiten sind eingestellt worden und ein Schiff, das lebenswichtiges Importgetreide bringen sollte, ist ausgefallen – Armut und Hunger erhitzen die Gemüter. Am 4. Dezember legt der bürgerliche Senat dem Parlament eine Unabhängigkeitserklärung vor. Zwei Tage später, am 6. Dezember verabschiedet das Parlament sie mit 100 zu 88 Stimmen und bevollmächtigt den Senat, die Anerkennung der Unabhängigkeit anzustreben. Am nächsten Tag berichtet Helsingin Sanomat in gerade mal zwei Spalten auf der Seite 4 über den Ablauf und das Ergebnis der Abstimmung. Keine große Sache. Am Silvesterabend erkennt das bolschewistische Russland die Unabhängigkeit Finnlands an. Bereits 1918 wird der 6. Dezember in kleineren Kreisen als Unabhängigkeitstag gefeiert.

In diesem Sinne: Hyvää itsenäisyyspäivää, satavuotias Suomi! 

Quellen
Ilkka Malmberg: 1917 – samaan aikaan toisaalla.
Helsingin Sanomat vom 7.12.1917

Bildquellen
Titelbild: Suomi100/Suvi-Tuuli Kankaanpää. Suomen lippu saarella. http://kuvapankki.valtioneuvosto.fi/suomi100
Suomi100-Logo: http://suomifinland100.fi/media

Die finnische Minderheit in Schweden

Vielen ist bekannt, dass das Schwedische in Finnland die zweite Amtssprache ist. Dass es jedoch in Schweden eine finnische Minorität gibt, wissen außerhalb von Schweden und Finnland die wenigsten Menschen.

Das Finnische hat seit dem Jahr 2000 den Status einer offiziell anerkannten Minderheitensprache in Schweden, auch wenn sich die Statistiken im Hinblick darauf unterscheiden, wie viele Menschen dieser Minderheit wirklich angehören. Die Zahlen variieren zwischen 70 000 und 450 000 Menschen, je nachdem wie eng die Kriterien gefasst werden. Geschätzt wird, dass es in ganz Schweden etwa 200 000 Menschen gibt, deren Muttersprache Finnisch ist. Auch hier variieren die Annahmen.

Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Einwanderungswellen von Finnland nach Schweden. Bereits zu Zeiten Gustav Vasas wurden finnische Arbeitskräfte in Schweden gebraucht; es gab die Kriegskinder, die von ihren Eltern während des zweiten Weltkriegs nach Schweden geschickt wurden, aber auch die Einwanderungswelle, die in den 1960ern begann und lange Zeit nicht abriss. Schätzungsweise rund 40 000 Menschen wanderten Ende der 1960er und Anfang der 1970er jährlich aus Finnland nach Schweden aus, um dort Arbeit zu finden und nur ein Teil kehrte irgendwann wieder in seine Heimat zurück. Für die in Schweden gebliebenen Finnen war das Leben nicht immer leicht. Repression und Diskriminierung waren an der Tagesordnung, die Frage nach der eigenen Identität nur schwer zu beantworten. Dies galt für die Elterngeneration wie die Generation ihrer Kinder gleichermaßen.

Die Situation hat sich in der heutigen Zeit gebessert: es gibt besonders geförderte Unterrichtsstunden für Kinder in ihrer Muttersprache, die Diskriminierung hat nachgelassen und Autoren, Musiker und Filmschaffende beschäftigen sich intensiver mit der Frage nach der schwedenfinnischen Identität. Doch wie sieht die Situation für die Finnen in Schweden heute wirklich aus? Welche Erfahrungen machen Angehörige dieser Minderheit und wie gehen sie damit um? Antworten auf diese und viele weitere Fragen sollen im Rahmen der Lesung mit Kristian Borg am kommenden Donnerstag, den 16.11.2017, um 18.15 Uhr im Kulturwissenschaftlichen Zentrum, Raum 1.601, gegeben werden. Borg wird aus der Artikelsammlung Finnjävlar ‘Scheißfinnen’ lesen und über seine persönlichen Erfahrungen als Schwedenfinne sprechen. Borg ist Chefredakteur der Zeitung Stockholms fria Tidning und Verleger beim Verbal förlag. Er lebt in Stockholm, wo er 1975 geboren ist. Seine Eltern haben sich auf der Finnlandfähre getroffen und haben u. a. in der Reinigungs- und Restaurantbranche gearbeitet.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Tervetuloa & välkomna!

Quellen:
Borg, Kristian (Hrsg.). 2016. Finnjävlar. Verbal förlaget. Stockholm.
Parkvall, Mikael. 2009. Sveriges språk – vem talar vad och var? Rapporter från Institutionen för lingvistik vid Stockholms Universitet. Stockholm.
Bild: pixabay.de

Ungarisch-Intensivkurs 2017 in Göttingen

Im Sommer noch nichts vor?

 

Auch in diesem Jahr bietet das Finnisch-Ugrische Seminar in Göttingen wieder einen Ungarisch-Intensivkurs für Anfänger an. Der Kurs findet im Rahmen des NMWK-Projektes Sprachen für Europa. Förderung des Erlernens kleiner europäischer Sprachen statt und ist für Studierende aller niedersächsischen Hochschulen offen. 

Das Programm besteht aus einem dreiwöchigen Intensivkurs vom 07.08.2017 bis zum 25.08.2017 in Göttingen und einem einwöchigen Aufenthalt vom 26.08.2017 bis zum 31.08.2017 in Debrecen.

Das Programm in Debrecen

Die Universitätsstadt Debrecen liegt im Osten Ungarns und ist die zweitgrößte Stadt des Landes. An der dortigen Sommeruniversität werden seit 1927 Ungarisch-Intensivkurse abgehalten. Wir möchten die Universität kennenlernen und am Probeunterricht der Sommeruniversität teilnehmen. Auf dem Programm stehen außerdem die Besichtigung der reformierten Großkirche, des reformierten Kollegiums und ein Besuch im 25 km entfernten Hortobágy-Nationalpark. In Debrecen sollen die neu erworbenen Sprachkenntnisse in echten Kommunikationssituationen angewendet werden (Hotelbuchung, Wochenmarkt, Bestellen im Restaurant, Informationsschilder verstehen).

Für den Kurs gibt es ein Auswahlverfahren. Anmeldeschluss ist der 08.07.2017. Detaillierte Informationen und das Anmeldeformular gibt es auf unserer Seminarhomepage.

Fragen, die Finnougristik-Studierende immer wieder beantworten müssen…

… und die passenden Antworten dazu!

suomimainittu

Du studierst Finnowas?!

Finnougristik oder Finnisch-Ugrische Philologie. Das ist eine Sprachwissenschaft, die sich mit der finnisch-ugrischen Sprachfamilie befasst, also Finnisch, Estnisch und Ungarisch, um mal die etwas bekannteren Sprachen zu nennen.

 

Finnisch, das ist doch wie Schwedisch, oder?

Nicht wirklich. Sicherlich findet man Wörter, die sich ähneln und die das Finnische aus dem Schwedischen übernommen hat, aber mehr als dies haben die beiden Sprachen nicht gemeinsam.

 

Estland? Ist das überhaupt ein eigenes Land?

Ja! Estland ist ein Land, das im Baltikum liegt und die Hauptstadt ist Tallinn. Die Esten sind sogar Mitglied der Europäischen Union, also ist Estnisch eine der EU-Sprachen.

 

Und was kann man mit sowas mal machen?

Finnougristik ist eine ganz normale Geisteswissenschaft, die ein vielseitiges mögliches Berufsfeld bietet: Wissenschaft, Forschung, Tourismus, Wirtschaft, EU, Museen, Sprachinstitute etc. sind nur einige der Möglichkeiten, die sich aus diesem Studium ergeben können.

 

Warum lernst du Sprachen, die sonst kaum jemand spricht?

Man muss nicht unbedingt das studieren, was alle anderen auch machen. Davon abgesehen gibt es rund 22 Millionen finnougrische Muttersprachler und das sind nicht ganz so wenig, wie manch einer denkt.

 

Gibt es dieses Wort da aus den sozialen Medien wirklich?

Kalsarikännit – sich Zuhause in Unterhosen betrinken. Diese passenden Emojis hat das finnische Außenministerium (finland.fi) in seinem Adventskalender 2015 vorgestellt.

Ja, kalsarikännit (sich Zuhause in Unterhosen betrinken) gibt es wirklich. Es zeigt doch, wie innovativ und vielseitig die finnougrischen Sprachen sein können!

 

Ist das auf Lehramt?

Nein. Finnougristik kann man nicht auf Lehramt studieren.

 

Hat Finnisch wirklich 15 Fälle?

Ja. Das reiche Kasussystem, wie man in der Sprachwissenschaft sagt, ist ein besonderes Merkmal der finnougrischen Sprachen, die man bei uns studieren kann. Das macht das Lernen der Sprachen besonders spannend – man muss sich auf andere Dinge einstellen, als man es beispielsweise aus dem Englisch- oder Französischunterricht gewohnt ist.

 

Ist das nicht voll schwer?

Kein Studium ist einfach. Dank unserer motivierten LektorInnen lernt man die Grundlagen der Sprachen gründlich und zügig und schon nach dem ersten Semester kann man weit mehr, als im Land seiner Erstsprache nach dem Weg zu fragen.

Ihr habt noch andere Fragen zum Studium, die ihr gerne beantwortet bekommen würdet? Dann schreibt doch gleich einen Kommentar direkt hier unter den Beitrag!

Die Emojis in diesem Beitrag stammen vom finnischen Außenministerium (finland.fi).