Archiv der Kategorie: 3D-Druck

Fünfter Seminartag – 3D-Druck und MakerSpaces

Im WS 2018/19 findet zum zweiten Mal der Kurs Digitale Werkzeuge für den Unterricht an der Universität Göttingen statt. Das Seminar für Lehramtsstudierende jeder Fachrichtung umfasst wöchentlich nur eine Stunde und im Mittelpunkt steht das Ausprobieren und Experimentieren mit verschiedenen digitalen Werkzeugen.
Diesmal soll über die wöchentlichen Sitzungen im Blog berichtet und die dazugehörigen Materialien hochgeladen werden. Der aktuelle Seminarplan.

Unser Vorbild ist das von Kai Wörner (@Woe_Real) gestartete Projekt #DiBiS (Digitale Bildung in der Seminarausbildung), das im Rahmen von #BayernEdu hier dokumentiert wird.

Kommentare, Ergänzungen und Feedback können z.B. via Twitter unter dem Hashtag #DigiToolsGoe2018 oder @LehramtDigitale geäußert werden.
Per E-Mail erreichen Sie uns unter: digitalebildung-lehramt@uni-goettingen.de

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5. Sitzung (13.11.) – 3D-Druck und MakerSpaces

Wir haben den MakerSpace an der Universität besucht. Er befindet sich in der medizinischen Bibliothek im UMG und ist ein Ort an dem man praktisch tätig werden kann.
Die Ausstattung dort ist nur dem Engagement der Bibliotheksleitung Dagmar Härter an diesem Standort zu verdanken, so dass es dort öffentlich zugängliche 3D-Drucker und einen 3D-Scanner gibt. Sie hat sich 2015 bei einem Besuch der Landesbibliothek an der TU Dresden inspirieren lassen, die einen ganzen Raum mit 3D-Druckern betreibt.

 

Teilnehmende der Exkursion begutachten die 3D-Drucker

Eine weitere Person soll hier auch genannt werden ohne deren Engagement der Betrieb der 3D-Drucker nicht möglich wäre. Der Bibliotheksmitarbeiter Gerhard Güttlich hat sich in die Nutzung tief hineingearbeitet und kann so den Betrieb gewährleisten. Er war es auch, der uns die Funktion und Handhabung der Drucker vorgestellt hat.

3D-Drucker in der medizinischen Bibliothek

Neben der Möglichkeit 3D-Modelle selber am Rechner zu erstellen, gibt es auch die Möglichkeit frei verfügbare Modelle auf der Plattform thingiverse.com zu finden. Wenn man eigene Gegenstände digitalisieren möchte, dann kann man auch den vorhandenen 3D-Scanner dafür einsetzen.

3D-Scanner an der SUB

Die angehenden LehrerInnen konnten sich so einen Überblick zu den aktuellen Möglichkeiten verschaffen um Ideen zu erhalten wie sie ihren Unterricht mit dem 3D-Druck ergänzen können. Auf diese Weise erhalten die Studierenden im Lehramt an der Universität Göttingen eine zeitgemäße Ausbildung, damit sie in der Lage sind, die fortschreitende Entwicklung der Digitalisierung für sich einzusetzen.

Im Anschluss war auch die Möglichkeit gegeben, den digitalen Anatomietisch auszuprobieren. Als eine von zwei Universitäten in Deutschland besitzt nur noch die Universität Heidelberg ebenfalls solch einen Tisch. Dieser hilft den Medizinstudierenden bei der Vorbereitung auf ihre Prüfungen.

Verteilter MakerSpace

Was ist ein MakerSpace und warum an der Uni?

MakerSpaces, auch FabLabs (engl. fabrication laboratory), sind offene Räumlichkeiten, in denen Privatpersonen Zugang zu modernen Produktionsverfahren haben. Am meisten vertreten sind Verfahren mit dem 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen und Fräsen (genaue Auflistung siehe unten). Es werden u.a. begleitend Workshops für solche meist industriellen Fertigungsverfahren angeboten, um Privatpersonen dessen Einsatz näherzubringen und selbst Einzelteile herzustellen, da der Umgang mit den Geräten im Normalfall sehr schwierig ist. Es gibt nicht nur MakerSpaces im Metall- oder Baubereich, sondern zunehmend auch im Gestalterischen. Aufgrund des freien Zugangs werden MakerSpaces häufig von Künstlern und Architekten genutzt, die so Projekte vom Papier direkt in die Tat umsetzen können. So gibt es auch Music-MakerSpaces als eine Art öffentliches Tonstudio, oder Hacker-MakerSpaces für das Bauen und Programmieren von Computern. In den USA wird dieses Angebot bereits an vielen Universitäten genutzt, in Deutschland eher weniger.
An einer Hochschule geben MakerSpaces die Möglichkeit, Wissen durch “Machen” und Ausprobieren zu generieren und somit selbst aktiv zu werden. Studenten können so in theoretische Prozesse praktisch eingreifen. Damit wird gelerntes Wissen verfestigt und darüber hinaus werden auch Schlüsselkompetenzen durch das Anwenden der Maschinen gesammelt. Ein Umgang mit 3D Druckern bietet beispielsweise viel Vorteile auf dem Arbeitsmarkt in vielen verschiedenen Berufsfeldern.

 

Was für Elemente umfasst ein MakerSpace?

“Raum” in Bezug auf MakerSpaces ist dabei nicht physisch gemeint. Ein MakerSpace kann auch ungebunden vom Raum sein, z.B. in Form eines Koffers oder in Mini-Format als Inhalt eines Schrankes in Betracht gezogen werden. Dies eignet sich nicht für die großen technischen Geräte, aber für kleinere Angebote. Dinge wie Video-Kameras, kleine Roboter zum Programmier-Einstieg (z.B. Lego Mindstorms) oder auch ein Experimentierkoffer nehmen keinen ganzen Raum ein. Ein MakerSpace bietet viele Möglichkeiten an Angeboten, die integriert werden können, hier ein paar Beispiele:

  • 3D Drucker / Scanner
  • Posterdrucker (DIN A0)
  • Laminiergeräte / Binden von Examensarbeiten
  • Laser Cutter
  • Wärmebildkamera
  • HD Kamera mit Videoschnitt Software
  • (Groß) Tablets
  • Duraboard
  • Digitalisierungsgeräte
  • Spielkonsolen
  • Fräse / Hobel / Werkzeuge (Werkbank)

 

Was bietet die Universität Göttingen?

Man könnte das Angebot der Georg-August-Universität als „verteilter Maker Space“ bezeichnen: Viele Elemente lassen sich an unterschiedlichen Standorten wiederfinden.

  • Ausleihe von Geräten in der SUB (inkl. Beratung & Schulung)
    z.B. Videokameras mit Zubehör, Mikrofone, Recorder und Mischpulte, etc.
  • Bereichsbibliothek Medizin: 3D Drucker & 3D-Scanner zum Testen, Ausprobieren oder zur professionellen Nutzung
  • Darüber hinaus sind dort vorhanden: 3D Anatomie-Tisch, Posterdrucker, Laminier- und Bindegerät
  • Auch das Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie verfügt über zwei 3D-Drucker und Körper-Scanner
  • In der Fakultät für Agrarwissenschaften steht ein 3D-Drucker zur Verfügung (zu buchen über Alexander Kißling)
  • Konzeptstudie eines MakerSpaces in der Stadtbibliothek Göttingen  (siehe Machbarkeitsstudie der Hochschule Hannover)

 

Weitere Hinweise:

Es ist geplant, zukünftig Führungen zu den 3D-Druckern in der Abteilung für Agrartechnik der Universität Göttingen durchzuführen. Wenn du an der Führung teilnehmen möchtest, dann wende dich gerne an uns.

 

Hier ist eine Karte mit verschiedenen Markierungen zu Orten die der Idee des “Verteilten MakerSpaces” entsprechen:

Vollbildanzeige

 

Als weitere Inspirationsquelle haben die Veranstalter der Makers Faire Reihe alle ihnen bekannten MakerSpaces zusammengetragen auf einer Karte.

Storytelling: 3D-Druck in der Medi-Bib

3D-Modell
Wie wäre es denn mit einem stilvollen und innovativen Modell aus dem 3D-Drucker als kleine, aber besondere Aufmerksamkeit? – dies dachte sich auch Julia, die ihrer lieben Kommilitonin Lena für ihre unermüdliche Hilfe bei der Vorbereitung auf die Klausur in Neurobiologie danken will.

In der Vorlesung hatte sie aufgeschnappt, dass es an der Universität Göttingen ein für Studierende nutzbaren 3D-Drucker in der medizinischen Bibliothek im Klinikum (MediBib) gibt. Da sie durch ihren Bruder schon von der Technik gehört hatte, wusste sie um die drei Arten ein Objekt zu drucken:

Man kann ein Objekt durch einen 3D-Scanner (so einen gibt es auch in der medizinischen Bibliothek, wie Julia weiß) einscannen, und dann per CAD-Programm am Rechner eine STL-Datei erstellen, oder ohne Scanner mit Hilfe eines Software-Tools fürs Modellieren ein Objekt direkt am Rechner schaffen; man kann aber auch einfach eine frei lizensierte STL-Datei aus dem Internet laden. Dazu gab ihr Bruder den Tipp, mal auf der Seite thingiverse.com zu stöbern.

Nach kurzer Zeit hat Julia auch ein passendes Objekt gefunden: Da Lena ein großer Dr. Who-Nerd ist, wäre die TARDIS Telefonzelle sicher ein schönes Geschenk. Die STL-Datei zieht sie sich auf einen USB Stick und nimmt sich vor, nach dem Sport am FIZ zum Klinikum zu fahren. Im Internet hatte Sie auf dem Blog des E-Learning Teams der Fakultät für Biologie und Psychologie gelesen, dass sie sich bei Herrn Güttlich im dortigen MakerSpace (der separate Bereich mit den beiden 3D-Druckern) melden müsste und dieser ihr helfen würde.

Diesen traf sie dort auch an, und er erkläre Lena zunächst, wie der 3D-Drucker funktionierte: Eine Heißklebedüse (Extruda), welche mit dem rund 200 Grad heißen Kunststoff Polyactiden (umweltfreundlich und nicht gesundheitsschädigend!) gefüllt ist, trägt Schicht für Schicht das Material auf. Leider kann Lena pro Objekt nur in einer Farbe drucken – zum Glück ist es im Falle der blauen TARDIS nicht schwer, sich für eine zu entscheiden. Herr Güttlich erklärt Julia auch, dass Sie an unserer Universität nur den Materialpreis mit 10 ct pro Gramm bezahlen muss; da der Druck einige Zeit in Anspruch nehmen würde, kann Sie also noch schnell ihren Studentenausweis aufladen, der als einzige Geldquelle gilt. Die TARDIS kann Julia in einem Stück drucken lassen, könnte sie aber auch in Einzelteilen zum Zusammensetzen anfertigen. Nachdem sie rund zwei Stunden warten musste, hielt Julia schon ihre fertige TARDIS in der Hand. Allerdings, erklärt Herr Güttlich ihr, sie müsse die Stützen-Fäden (Fachwort: supports, aber es gibt auch weitere Strukturen die nötig sind), die zur Stabilisierung während des Druckes vom Programm automatisch eingefügt werden, noch mit einem scharfen Messer entfernen um schließlich eine sauber geformte Telefonzelle in der Hand zu halten.

Julia ist begeistert von der fertigen TARDIS – was für ein phänomenales Geschenk! Lächelnd zahlt sie den Preis von etwa 5€ für das 3D-Modell und verabschiedet sich von Herr Güttlich. Ihre Freundin Lena wird bestimmt sehr glücklich darüber sein!